ollii schrieb am 20.03.2007 17:42
[...] ihr Gewissen durch das man sich am besten schützt wenn man "Gläubigkeit" als überholt und dumm ansieht.
Sehe ich als "Nicht-Gläubiger" etwas anders.
Ich sehe eine absolute Ehrlichkeit gegenüber allem als Maß aller Dinge an.
Das schließt für mich auch ein, nicht an Dinge zu glauben, die nun offensichtlich nicht da sind, auch wenn ich sie mir vielleicht wünsche. Um den "Wert meiner selbst" (gibt es in meinen Augen nicht, da jeder Mensch gleich viel Wert ist) in meinen Augen zu steigern oder mir Dinge zu erklären, die ich mir anders nicht erklären kann, versuche ich die Dinge langsam aber sicher zu hinterfragen und zu begreifen anstatt mich auf etwas überirdisches zu verlassen, auf das man sich nun einmal nicht verlassen kann, da jeder Mensch für sich selbst verantwortlich ist.
Deshalb finde ich den Einwand etwas pauschalisiert, denn nicht alle "Intelligenten" lehnen einen Glauben grundsätzlich ab, sie sehen ihn einfach nur nicht als wichtig an.
Die Religionen sollten die traditionelle Wissenschaft genauso einbeziehen wie andersherum.
Das ist natürlich wünschenswert, aber streng wissenschaftlich leider unmöglich, denn ein klassischer "Glaube" basiert auf Hoffnung auf etwas Übersinnlichem und nicht auf Fakten, was nun einmal die erste Grundprämisse aller Wissenschaften ist.
Glaube an sich wird von der Wissenschaft immer höchstens als "Theorie" angesehen werden, solang man seine Glaubensbekenntnisse nicht mit harten Fakten hinterlegen kann.
Wenn man es genau nimmt landen die meisten Wissenschaftler letztlich bei Glaubensfragen
Ja, jeder Mensch der an die Grenzen seines Verständnisses stößt (was zur Zeit ja noch relativ schnell geschieht) wird sich fragen, ob all dies, was er nicht versteht überhaupt ohne übersinnliche Zusammenwirkungen geschehen kann.
Jede große wissenschaftliche Leistung wird ja von einem "Glauben" initiiert.
Man hat entweder eine Ahnung oder glaubt einfach nur daran, dass etwas so sein könnte, wie man glaubt.
Der große Unterschied den ich sehe ist, dass die Wissenschaft hinterfragt und versucht aus Fehlern zu lernen, während der Glaube akzeptiert und versucht möglichst so zu bleiben, wie er ist, eben den Glauben zu erfüllen.
wieso müssen sie eigentlich zum Glauben gehen, wenn das Wirtschafts-sozialsystem wirklich alles abdecken würde was der Mensch benötigt?
Stimmt, es ist so, sie können ihr Leben so wie es ist nicht akzeptieren.
Sie brauchen eben etwas, was sie erfüllt, denn es ist nun einmal zur Zeit noch nicht möglich, für alle Menschen gleiche Umstände zu erlangen, deshalb wird ja geforscht, deshalb werden Fehler gemacht, deshalb werden politische Systeme gestürzt und neu aufgebaut.
Aber der Glaube wird an ihren Lebensumständen nichts ändern, nur eben ein Gefühl von Geborgenheit entwickeln.
Das ist aber nur eine temporäre Lösung, die die realen Umstände nicht ändert, sondern sich nur in der Psyche abspielt.
Man kann das, was man physisch nicht erreichen kann, dann eben im Glauben holen. Ist auch nichts daran auszusetzen, mir persönlich scheint das nur ein wenig unproduktiv.
Und ich finde den Glauben auch um einiges sinnvoller, als wenn man versuchte, sein Leben einfach zu beenden oder diese Zuflucht in Drogen oder ähnlichem zu finden.
Von daher begrüße ich den Glauben sogar, denn solang die "Intelligenten " es noch nicht geschafft haben, gleiche Umstände für alle zu schaffen, hilft er denen, die eben noch nicht allzu gute Umstände besitzen.
Es zeigt doch nur die Schwäche der "Intelligenten" die dieses System augebaut haben.
Naja, den Mut, etwas neues auszuprobieren würde ich nicht als etwas "schwaches" ansehen.
Und das Fehler gemacht werden ist ein natürlicher Prozess, denn ein Mensch, der solch einen Schritt macht, kann nicht alles wissen und leider viel zu oft versuchen es gerade die "Dummen", das Heft in die Hand zu nehmen.
Aber irren ist ja bekanntlich menschlich.
Die Schwäche ist dem Volk kein Geborgenheitsgefühl vermitteln zu können.
Wenn man eine Glaubensgesellschaft aufbauen würde, würde sich auch nicht jeder Geborgen fühlen. Gerade Glaube ist ein Punkt, an dem sich die Geister scheiden.
Viele Glaubensrichtungen akzeptieren auch nur das, was ihrem Glauben entspricht.
Außerdem führt eine Strenge Erziehung zum Glauben zu einer stagnation der Wissensbildung, da ja dann der Glaube alles ist und ich mich nicht weiter entwickeln müsste außer zum ultimativen "Glaubensziel" hin.
Wenn ich drüber nachdenke, ist sicherlich eine Mischung aus beidem das Richtige. Diejenigen, die den Glauben brauchen, sollten ihn auch nicht verboten bekommen.
Auf der anderen Seite lebt man schließlich sein Leben in diesem Hier und Jetzt und ein Glaube verleitet nur dazu, Andersgläubige eben nicht als gleich anzusehen, sondern eben als "anders".
Naja...