Aus dem Buch "Sagen aus Heide und Spreewald"
Der Schlangenkönig in Lübbenau
Dort, wo heute Lübbenau liegt, muß früher Sumpf und Wald gewesen sein. Nur ein Schloss hatte dort gestanden. Den einstigen Besitzer, den alten Grafen, hatte ein Scharfrichter in die Heide verwünscht, weit weg. Einsam und verlassen träumte nun das Schloss dahin. Schließlich entdeckte es ein Förster, der auf Jagd in diesen Wald geraten war. Er blieb auf lange Zeit der einzige Besucher. Als er wieder einmal durch die stillen Räume schritt, sah er durchs, wie sich in der Nähe auf einem sonnigen Heidefleck viele Schlangen ringelten und jagten. Es saha us, wie ein lustiges Spiel. Die größte Schlange hatte dabei ihre goldene Krone, die sie sonst immer auf dem Kopf trut, auf einem hellem Sandfleck abgelegt. Das war der Schlangenkönig.
Dem Förster kam, als er das sah ein verwegener Gedanke. Er kam bereits am nächsten Tag mit einem Tuch wieder, weil er gemerkt hat, dass der Schlangenkönig seine Krone gern auf etwas hellem ablegt und darauf baute er seinen Plan. Er breitete die Leinwand grade an der Stelle aus, an der er zuvor die Krone hat liegen sehen. An einem Zipfel hatte er einen langen Faden angeknotet und wartete in seinem Versteck, was geschehen würde.
Die Schlangen kamen und der König legte seine Krone auf das weiße Tuch. Dann ringelten und spielten die Schlangen. Darauf hatte der Förster gewartet. Er zog den Faden mit dem tuch zu sich, stahl die Krone, sprang auf sein Pferd und ritt davon. Die Schlangen bemerkten den Raub und eilten ihm hinterher. Fast hatten sie ihn eingeholt, da warf er seinen Mantel vom Pferd hinunter. Die Schlangen verbissen sich darin und der Förster entkam. Man fand den mantel durchlöchert auf.
Der Förster, der die Krone besaß, wurde sehr reich. Von ihm stammt das Geschlecht der Lynar ab, welche lange Zeit in Lübbenau herrschten.