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Süchtig nach (schlechten) Nachrichten

MrsPink

neugierig
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23. Februar 2015
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Bayern
Hallo zusammen,

ich würde gern mal Eure Meinungen hören, denn ich weiß einfach nicht mehr weiter.

Es geht um meinen Freund. Er saugt so ziemlich alles an Nachrichten auf, die er bekommen kann - allerdings nur schlechte hinter denen er Lügen, Unwahrheiten oder Ungereimtheiten vermutet.
Seit dem Ukraine Konflikt beschäftigt er sich täglich ca. 3 - 4 Stunden mit diesem Thema und sucht auch sehr gezielt danach im Internet.
Das erste, was er macht wenn er morgens aufsteht: Er schnappt sich sein Handy und durchstöbert Spiegel Online nach diesem Thema.
Mittlerweile ist es so extrem geworden, dass er kaum noch ein anderes Thema findet, über das er mit mir spricht und nun auch im Schlaf (er leidet an der Vorstufe des Schlafwandelns und redet und schreit sehr viel Nachts - verarbeitet also Dinge des Alltags, die sein Unterbewusstsein beschäftigen) sehr viel über die Ukraine, Russland und Krieg redet.
Ich berühre ihn dann meist kurz an der Schulter oder wecke ihn kurz auf (das merkt er nicht wirklich), das beruhigt ihn meist.
Letzte Nacht allerdings nicht. Da sagte er mir, als ich ihn wieder berührt habe: Fass mich nicht an! - und das wie mit einem russischen Akzent. :oeek:
Das klingt anfangs lustig, aber ich mache mir langsam wirklich Sorgen.

Er beschäftigt sich nicht nur mit Russland bzw. der Ukraine - er ist letztens fast eine Stunde mit mir das Video der Terroristen aus Paris durch gegangen - Stück für Stück und hat jede Szene unter die Lupe genommen und wollte mir erklären, wo hier Ungereimtheiten sind.

Ich habe ihm bereits mehrfach gesagt, das er sein Informationssammeln reduzieren solle, sich nicht jeden Tag so intensiv damit beschäftigen sollte. Er sieht sein Problem leider nicht und macht fleißig weiter.
Ich finde es so schlimm...ich habe das Gefühl, ich verliere gerade langsam aber sicher einen unheimlich wichtigen Menschen.
Er hat kaum noch anderen Gesprächsstoff. Und wenn ich dann mal ein anderes Thema anschneide, weil mir diese Konflikte auch Angst machen, wird er sauer.
Und immer wieder fängt er unvermittelt damit an.

Ich ertrag das kaum noch. Weiß aber auch nicht, wie ihm klar machen könnte, das er tatsächlich ein Problem hat.

Kennst das noch jemand oder hatte jemand das gleiche Problem mit einem Freund/Bekannten/Angehörigen?

Ich bin wirklich sehr verzweifelt und hatte ihm auch schon dieses Forum empfohlen, da hier ja auch viel über diese Themen diskutiert wird. Aber er hat sich bis jetzt nicht einmal angeschaut. Im Gegenteil, er postet weiter auf Spiegel Online und erzählt mir dann ganz oft, das seine Kommentare zensiert wurden bzw. gar nicht erst veröffentlicht wurden.

Was kann man denn machen? Nachrichten sind überall...

Verzweifelte Grüße
MrsPink
 
Ich glaube die meisten Nachrichten auch nicht mehr, die ich so lese (im Gegensatz zu den meisten anderen "Erwachten" glaube ich aber auch den alternativen Nachrichtenportalen und "Truther-Blogs" kaum etwas). Meistens überfliege ich Zeitungen, Blogs und Magazine und denk mir schon anhand der Überschriften: "Müll, Propaganda, Lügen, Schwachsinn". Was kann man machen? Einfach aufhören die Presse sonderlich ernst zu nehmen. Einsehen, dass man eh nichts wissen kann (da man es nicht selbst nachprüfen kann). Mit den Augen rollen, wenn mal wieder mit irgendeiner "absolut bewiesenen Tatsache" aus der Tageszeitung oder dem politischen Monatsmagazin ankommt. Sich seinen Hobbies widmen und die Welt einfach so akzeptieren wie sie ist: Verlogen, affig, nervig, albern, doppelmoralisch, heuchlerisch, plutokratisch. Whatever. Ändern kann man es eh nicht.

Versuch ihn einfach für schöne Sachen zu begeistern, die nichts mit Nachrichten zu tun haben. Kauf ihm eine Playstation oder was weiß ich. Ablenkung ist die Lösung.
 
man muss unterscheiden zwischen interesse und einer vorstufe zum "wahnhaften". leidet die beziehung, die hygiene, die familie oder der job unter diesem verhalten sollte er einen weg suchen da raus zu kommen.
 
Vielen Dank für Eure schnellen Antworten.

Er glaubt ja auch nichts mehr, was in der Presse steht. Deshalb ist es für mich so unbegreiflich, warum er sich so intensiv, schon zwanghaft, mit Nachrichten beschäftigt.
Er sagte mir einmal, das er es wichtig fände zu wissen, was in der Welt passiert. Aber das widerspricht sich doch mit seiner Aussage, das er keiner Nachricht mehr glauben würde?!
Vielleicht hat er für sich das Bedürfnis, sich selbst beweisen zu müssen, das alles anders ist, wie es dargestellt wird.

@Steven: Das ist ja das Kuriose: Er rollt mit den Augen, glaubt überhaupt nichts mehr, tut alles als Schwachsinn, geheuchelt, diktiert ab...und dennoch hat er diesen "Zwang" sich damit zu beschäftigen.

@lajosz: Ich würde dieses Verhalten als zwanghaft bezeichnen. Die Hygiene, Familie oder der Job (seine Jobsituation trägt momentan nicht gerade zur Besserung bei - ihm wurde gekündigt und er ist seit dem 01.12.14 freigestellt...ab dem 01.04.15 ist er arbeitslos) leiden eigentlich nicht darunter. Nur unsere Beziehung, da er kaum ein anderes Thema hat.

Ablenkung ist ja an sich prima, aber was machen, wenn der Betroffene das Problem einfach nicht erkennt und auch keinen Bedarf sieht, sich abzulenken? Ich kann ihn ja nicht 24 h kontrollieren (und will ich auch gar nicht).
 
Ich denke gerade das mit der Arbeit ist vielleicht ein wichtiger Punkt . Wenn Jemand arbeitslos wird dann kann es sein das man sich unnützlich findet. Das Heist er sucht irgend einen anderen Sinn dem er nachgehen kann. Vileicht ist er eben dadurch so unausgelastet und verschwendet deshalb seine ganze Energy in dieses Thema. Was auch erklären würde wieso er alles so zwanghaft macht.

Ich zum Beispiel drehe schon nach der 2 Woche Urlaub durch weil ich nicht weis was ich machen soll.

Was das schlafwandeln und das andere angeht würde ich ihn raten vileicht mit einer Psychologin zu sprechen die ihm da raushelfen kann .

Vileicht ist er eben durch seine Arbeitslosigkeit in dieses Muster gerutscht und Schaft es eben von alleine nicht mehr raus .


Gesendet von iPhone mit Tapatalk
 
@Steven: Das ist ja das Kuriose: Er rollt mit den Augen, glaubt überhaupt nichts mehr, tut alles als Schwachsinn, geheuchelt, diktiert ab...und dennoch hat er diesen "Zwang" sich damit zu beschäftigen.
Ja das kenne ich. Ich lese auch immer Kram, um mich dann darüber zu ärgern. Hat vielleicht ein wenig was von Masochismus. Aber ich hab auch gemerkt, dass wenn ich mich mit etwas anderem ablenke ich nicht mehr soviel Zeit dafür verschwende. Meist lese ich Bücher oder gucke mir einen Film an. Du musst ihn halt in seinen anderen Hobbies bestärken, damit er dieses vergisst. :owink:

aber was machen, wenn der Betroffene das Problem einfach nicht erkennt und auch keinen Bedarf sieht, sich abzulenken?
Du musst ihn ablenken, ohne dass er merkt, dass er abgelenkt wurde. Wenn er irgendeine Leidenschaft gefunden hat, dann wird seine Informieren-Wut automatisch mehr und mehr in den Hintergrund treten.
 
Ganz lieben Dank an alle für Eure Antworten!

Es tut schon sehr gut, sich das auch einfach mal von der Seele zu schreiben.

Ich habe schon versucht ihm "Aufgaben" zu geben, aber leider ohne Erfolg.
Noch mehr habe ich ihn ermutigt, sich einen Fotokurs zu suchen (er fotografiert leidenschaftlich gern und möchte sich in dem Feld auch weiterentwickeln). Ich habe ihm sogar Fotokurse rausgesucht mit dem Argument, jetzt hätte er doch wunderbar die Zeit dazu und die solle er doch nutzen. Später hätte er bestimmt keine Zeit mehr dazu.
Auch einen Gutschein für einen solchen Kurs habe ich ihm geschenkt. Aber genutzt hat er den noch nicht und ich befürchte, das dieser bald verfällt. :osad:
Er zieht nicht mal los und fotografiert einfach so - das hat er früher oft gemacht.
Einzig die Wochenenden sind oft anders. Er macht ehrenamtlich Kinderhospizarbeit - und die fällt meist auf´s Wochenende. So ist er dann sehr gut abgelenkt und geht in dieser Arbeit auch auf.
Unter der Woche ist momentan allerdings unglaublich schwierig. Und ich merke, wie bei mir der Agressionspegel nach oben schnellt, wenn er wieder mit diesen Themen anfängt.

Nach der letzten Nacht hatte ich ihm für heute absolutes Nachrichtenverbot erteilt. Ich glaube kaum, dass es gefruchtet hat und ich fühle mich auch nicht wirklich gut dabei. Er ist ein intelligenter, erwachsener Mann von fast 37 Jahren, da mag ich nicht vorschreiben, was er zu tun und zu lassen hat. Und das liegt mir auch nicht. Aber ich war einfach so erschrocken und auch sauer, das ich das einfach rausgehauen habe.

Lieben Dank an Euch! Und gerne her noch mit Infos, wenn jemand welche hat (die sauge ich nämlich gerade auf wie ein Schwamm :owink:)
 
Erst einmal zur Ablenkung. Zwinge ihn doch mal bestimmte Berichte zu "lesen", die komisch sind. Fordere ihn auf seinem Gebiet heraus, ohne ihm Futter zu geben. Locke ihn nicht mit "Aufgaben" sondern mit Handlungen weg von dem Wahn.

Das Nachrichten alles nur Lügen sind ist unlängst klar. Aber das fängt schon am System an.


Um nochmal zu deinem Freund zurückzukommen. Wenn er es als Hobby sieht und nichts drunter leidet ist es eine Sache. und auch wenn du es nicht hören magst, womöglich ist seine Beschäftigung eine Ablenkung, weil er sich ggf. nicht mehr in der Beziehung sieht.
 
Er sagte mir einmal, das er es wichtig fände zu wissen, was in der Welt passiert.

Das habe ich auch schon oft gesagt und jedesmal wird es unkommentiert gelassen. zwar nicht das thema ukraine, aber andere.
Aber warum glaubst du das es ein problem ist? Wie lange geht es schon so?
Wenn er noch nicht alles erfahren hat, was er erfahren wollte, wird er nicht damit aufhören sich zu damit zu beschäftigen.
 
und auch wenn du es nicht hören magst, womöglich ist seine Beschäftigung eine Ablenkung, weil er sich ggf. nicht mehr in der Beziehung sieht.

Ähm, sorry, aber da musste ich jetzt echt schmunzeln.
Das er sich evtl. nicht mehr in der Beziehung sieht...da kommt ein klares NEIN! Warum wieso weshalb ich mir da so dermaßen sicher bin, ist wieder ein anderes Thema. :owink:

Die Tendenzen sich mit einem Thema sehr intensiv zu beschäftigen hat er schon immer. Für mich war es anfangs nur eine Art Hobby von ihm, es ist, als hätte er einen absoluten Informationsdrang. War für mich auch völlig ok. Warum auch nicht...sich informieren ist ja nie verkehrt, zudem er ja auch mich an seinem Wissen immer hat teilhaben lassen - was ja auch teilweise hochinteressant war/ist. Er hat mir Zusammenhänge erklärt, die für mich absolut neu waren und hat dadurch natürlich auch Bildungslücken bei mir geschlossen.
Für mich ist und war es auch immer toll ihn alles fragen zu können.

Aber es driftet immer mehr ab. Für mich hat es den Anschein, als wäre dies eine Art Zwang bei ihm. Denn wenn etwas extrem wird/ist, dann ist es i.d.R. nicht mehr gut. Und es tut ihm einfach nicht gut. Von daher ist es ein Problem.
Das es so extrem ist läuft jetzt seit ca. einem Jahr, würde ich sagen.
Anfangs hab ich das mit so eine Art Spleen abgetan.

Die Sache ist ja auch, bei dieser Thematik kann man nicht alles erfahren, was man möchte. Und wo soll das dann enden?

Ihn auf seinem Gebiet herausfordern ist für mich nicht wirklich einfach. Wie soll ich das machen, wenn mir dieses wahnsinnige Hintergrundwissen fehlt? Ich rede sehr viel mit ihm, auch über "seine" Themen. Auch diskutiere ich mit ihm und stelle damit auch indirekt sein Tun infrage. Aber ihn herausfordern kann, glaube ich, nur ein Freund von uns, der hat genauso ein politisches und geschichtliches Wissen.

@ Infosammler: Was sollte man hier auch kommentieren? Es ist ja völlig in Ordnung und auch vorbildlich, wenn man sich ausreichend informiert, sich seine eigene Meinung fertigt, aber wenn man sich Stundenlang nur mit Mord, Totschlag, Korruption, Lügen, etc. beschäftigt, kann das in meinen Augen einfach nicht gut sein. Wie gesagt, wenn etwas ins Extreme abgleitet, ist es nie gut - egal welches Beispiel man her nimmt (ich lasse mich aber gern belehren).

@Steven: Früher war er viel in Museen, hat Darts und Snooker gespielt. Es ist wirklich schwierig. Ich möchte ihn auch nicht in eine "Ecke" drängen.
Aber ich werde mir mal was einfallen lassen...vielleicht melde ich ihn zu einem Kurs an der Volkshochschule an...irgendwas mit Fotografie.
Die Wochenenden habe ich seit einigen Wochen immer gut verplant, so dass er wenigstens dann nicht die Zeit hat.
 
@mrspink

Ja aber was ist jetzt zb der unterschied, wenn er 3 stunden fotografiert oder sich 3 stunden über die ukraine informiert?
 
Verschoben von: News, Gesellschaft, Politik -> Nach: Psycho Loge
 
@MrsPink: ich will Dir nicht noch mehr Angst bzw Sorgen machen, doch das, was Du beschreibst, klingt für mich schon ein wenig nach wahnhaften Verhalten, wie man es bei z.B. Paranoid-Schizophrenen Menschen antrifft...ich will wie gesagt keine Panik machen, wenn er jedoch kein anderes Thema mehr hat, dann kann dies (evtl. Ausgelöst durch den Jobverlust) zu einer psychischen Störung geführt haben...eventuell könnte das ein Problem sein, bei dem ein Arzt weiterhelfen könnte...leider ist dies ein sensibles Thema, weil den Betroffenen im Großteil der Fälle die Krankheitseinsicht fehlt - hier ist echt Fingerspitzengefühl gefragt

Diskordische Grüße!!!
 
Hallo zusammen,

jetzt ist ja eine ganze Zeit vergangen und wir haben auch sehr lange und oft über das Thema gesprochen.
Es stellte sich in vielen Gesprächen heraus, dass sein Verhalten, wie ja hier auch schon geschrieben, eine Ablenkung ist - allerdings eine Ablenkung um sich nicht mit sich selbst beschäftigen zu müssen.

Noch einmal vielen Dank an alle!
Das sich hinter diesem Verhalten ein Problem versteckt, war ja klar. Aber ich bin nun froh, das wir einen Ansatzpunkt haben, mit dem wir arbeiten können. :f23:

Liebe Grüße
MrsPink
 
Ok, dann bin ich ja beruhigt, dass es nicht ganz so schlimm ist, wie ich vermutet hatte...bei dem Problem spricht man übrigens vom Maskierungseffekt: ein Problem versteckt sich hinter anderem problematischen Verhalten - ist auch sehr häufig bei Alkoholproblemen der Fall...fällt der auslösende Trigger weg, dann fällt in der Fegel auch das Maskierungsverhalten weg

Diskordische Grüße!!!
 
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