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Das verfluchte Feld und der weiße Reiter

Gla di Athor

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9. August 2012
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Es war einmal, Anno 1998...
als mir etwas sehr Beängstigendes träumte:
Ich befand mich auf einem Feldweg im Süden Frankreichs, im Herzen der Provence. Dieser Weg führt zum Haus eines Freundes, den ich zu besuchen gedachte. In meinem Traum blieb ich an einer Kreuzung stehen, die zwischen drei Weinfeldern liegt. Am Rande der Kreuzung stand ein alter, knorriger Baum, der seine Blätter verloren hatte, und dort, wo eigentlich ein fruchtbarer Acker mit Weinstöcken sein sollte, war vertrockneter Wüstenboden, aus dem nur einige wenige schwarze Rest der Stöcke heraus ragten. Über dem Feld hingen schwere, drohendschwarze Wolken, von denen eine furchtbar beklemmede Atmosphäre ausging.
Ich wusste, dass dieses Feld verflucht war, und dass mich etwas daran hindern wollte, weiter zu gehen. Die Beklemmung wurde zur Angst, dann zur Panik, die mich aus dem Traum hochschrecken ließ.

Zwei Jahre später zog ich in den angrenzenden Ort und jedesmal, wenn ich diesen Weg entlang fuhr oder ging, erfasste mich wieder diese Beklemmung, obwohl der Ort in Wirklichkeit sehr friedlich ist.
Drei Jahre vergingen, und die Beklemmung verging mit ihnen. Der Traum war schon bald vergessen und von den schönen Eindrücken verdrängt.
Dann, in einer eisigen Sylvesternacht, fuhren wir den Weg entlang nach hause. Die Straße war glatt und als es auf die Kreuzung zuging, in der die Straße eine Kurve machte, ebenjene Kreuzung aus meinem Alptraum, fuhren die Räder einfach geradeaus weiter. Der Wagen rutschte sanft in den Graben, ein ausgetrocknetes Bachbett, und landete auf der Seite.
Seltsam war allerdings nicht, dass nichts weiter passiert war, sondern dass ich der festen Überzeugung gewesen war, uns wäre ein geisterhafter Reiter entgegen gekommen. Es war eine sehr große, weiß schimmernde Erscheinung auf einem ebensolchen Pferd.
"Habt ihr das eben auch gesehen?", fragte ich in die Runde. "Nein, was denn?", war die zweitstimmige Frage, ich schwieg iritiert, denn ein Reiter mitten in der Nacht erschien mir plötzlich auch zu seltsam. Weder meine Frau noch mein Sohn hatten irgendetwas gesehen. Doch der Kleine in seiner Sitzschale schien aus einem leichten Schlaf zu erwachen und fragte verwirrt, wo denn der weiße Reiter geblieben wäre.

Wir hatten also beide einen Reiter gesehen, wo keiner war.
Nun bin ich wirklich kein ängstlicher Mensch und habe auch kein Problem mit scheinbaren Geistern, doch ließ mich die Sache nicht in Ruhe und die Erinnerung an den Traum tat ihr Übriges. Ich versuchte also, bei den Anwohnern etwas heraus zu finden, aber es war erfolglos, niemand wusste etwas über die Gegend.
So ließ ich die Sache erstmal auf sich beruhen.

Wieder vergingen Jahre und die Geschichte geriet in Vergessenheit, bis mir eine Zeichnung in die Hände fiel, die ich als Jugendlicher einmal angefertigt hatte. Als ich das Bild betrachtete, sah ich darin meinen Alptraum aufleben, denn nicht nur der Baum und das Feld, auch die bedrohliche Stimmung war darin eingefangen. An dem Baum, aus dessen Stamm Blut heraus quoll, lehnte eine blutige Lanze und daneben standen die Worte "An den Wurzeln der Weltenesche Yggdrasil".
Ich erinnere mich noch, dass ich das Bild damals malte, weil ein innerer Drang mich dazu trieb.

Wieder hatte ich dieses seltsame Gefühl, dass ein Fluch auf dieser Gegend lag, oder dass sich dort etwas Schlimmes ereignet hatte, und ich konnte es nicht erklären.
Wieder vergingen die Jahre bis wir das Jahr 2012 schrieben... und meine Mutter mir von einem Alptraum erzählte, den sie hatte, als sie uns einmal einen Besuch abgestattet hat. Damals residierte sie in dem Campingplatz zwischen dem Feld und dem Ort.
In ihrem Traum tobte dort auf diesem Feld eine blutigen Schlacht, bei welcher sie, mein kleiner Sohn und ich beteiligt gewesen seien. Zu dem Zeitpunkt ihrer Erzählung wusste sie nichts von dem Geister-Reiter und meinem Traum, so erzählte ich ihr davon. Sie war sehr bestürzt und fragte sich nun auch, was es mit dieser Gegend auf sich hatte.
Nur zwei Wochen später hatte mein Lütter einen Alptraum, der ebenfalls diese Felder betraf. Ihm träumte, dass er an einer Feuerstelle vorbei gekommen sei und aus dem nahegelegenen Wald sei eine schwarzgekleidete Frau mit schwarzem Haar gerannt gekommen. Sie wäre sehr wütend gewesen, hätte geschrien und geflucht und auf uns geschossen.

Wenig später hatte er einen weiteren Traum von dieser Gegend, in dem es um eine Schlacht ging, die hier ausgefochten wurde. Er befand sich in unserem Haus und musste einem Kanonier beim Laden der Kanone helfen. Eine Fehlzündung brachte dem Kanonier den Tod, weshalb der Feldherr auf ihn wütend wurde und ihn ausschimpfte. Dann aber gelang ihm der nächste Schuss, doch die Gegner drangen schon ein. Er beschrieb sich und seine Leute als Ritter und die Gegner trugen Gladiatorenhelme.

So begann ich von Neuem mit meinen Recherchen und sammelte alle Information, die in Frage kommen könnte.
Mein Gefühl und der Link zu den nordischen Mythen verschlug mich zunächst in die Zeit der Kelten, die schon viele Jahrhunderte vor Christus die Provence besiedelt hatten. Doch fand ich aus dieser Zeit keine klaren Überlieferungen, wann wo eine Schlacht getobt hätte.

Auch die Römer haben hier ihr Unwesen getrieben, und einheimische Stämme bekämpft und unterworfen, was sicherlich auch die ein oder andere Schlacht zur Folge hatte. Besonders zu erwähnen wären hier die Salluvier. Leider auch hier kaum nähere Ortsangaben.

In den Jahren 550-580 wurde die Provence von den Merowingern erobert.

Im Jahr 973 nach Chr. bekämpfte Graf Wilhem der Provence die Sarazener, welche überall in der Gegend die Festungen besetzt hatten.
Auch die rigorose und sehr blutige Verfolgung und Ausrottung der Katharer käme theoretisch in Frage, doch lag hier der Schwerpunkt deutlich westlicher.
Dennoch fände sich hier eine Verbindung zur Lanze, denn den Albigenserkreuzzug beendete König Ludwig IX, der im Jahre 1241 dem lateinischen Kaiser die Heilige Lanze des Longinus abkaufte.
Auch später noch schickte er ein Heer in die Provence, um das Land dem aragonesischen Zugriff zu entziehen.

Irgendwann in dieser Zeit wurde die nahegelegene Festung errichtet: Le Castellas de Forcalqueiret.
Das besagte Feld liegt exakt auf der uralten Route zwischen dieser Festung und einem ebenso alten Nachbarsort. Der Burgherr Hubert de Vins, welcher das Castellas im 15ten Jahrhundert bewohnte, war ein berüchtiger und sehr blutrünstiger Mensch
Er hatte das Sagen über die katholischen Ligurer, und erwarb sich seinen schrecklichen Ruf, indem er hunderte von Dorfbewohnern im Zuge der Religionskriege massakrierte, die das Land am Ende des 16ten Jahrhundert mit Blut bedeckten.
Auch Karl der 5te hat sich vergeblich darin versucht, die wehrhafte Festung Huberts zu erstürmen.

Der oben erwähnte Nachbarsort wurde im Jahr 1707 aus mir unbekannten Gründen verwüstet, und nur wenige Jahre später starb fast die gesamte Bevölkerung an der Pest.

Ich hatte also einige Meilensteine zur Auswahl und wusste nicht viel mehr, als vorher.
Der Schreckliche Hubert wäre naheliegend, doch auch der Link zur Lanze ließ mich nicht locker, und so stöberte ich erst einmal in diese Richtung weiter.
Ich fand heraus, dass es gleich zwei Verbindungen zur Heiligen Lanze gab.
Einmal die oben erwähnte und dann eine, welche um einige Ecken und Kanten geht. Die Suche führte mich über den Ort, in dem wir wohnen, Sainte Anastasie, der im 13ten Jahrhundert zur Abtei Saint Victor gehörte, deren Namensgeber, der heilige Victor von Marseille, angeblich ein Märtyrer der Thebäischen Legion gewesen sein soll, welche angeblich im Besitz der Heiligen Lanze gewesen sein sollen.
Verfolgt man die Idee mit der Thebäischen Legion, könnte sich folgendes Szenarion ergeben:
Angenommen, sie war tatsächlich im Besitz der Lanze, so wäre es möglich, dass diese auf dem Weg in die Schweiz, genauer gesagt nach Saint-Maurice gelangt ist, denn dort war Einiges los:
Aus Wiki: "Zahlreiche römische Legionen waren hier stationiert, von denen die sog. Thebäische Legion besonders bekannt wurde. Mauritius, der Hauptmann einer Abteilung dieser Legion, erlitt dort angeblich mit allen seinen Soldaten gegen Ende des 3. Jahrhunderts den Märtyrertod. Die Überreste von Mauritius und seinen Gefährten wurden von Bischof Theodor, dem ersten Bischof des Wallis, in ein Heiligtum an der Basis des Felsens beim heutigen Ort Saint-Maurice überführt."

Mauritius war angeblich im Besitz der Heiligen Lanze. Was also wäre, wenn diese bei den "Überresten" gewesen wäre?
"Im Jahr 515 beauftragte König Sigismund von Burgund Mönche, hier ein Kloster zu errichten. Dieses Datum gilt als Gründung der Abtei Saint-Maurice, die damit als eine der ältesten Abteien der Schweiz anzusehen ist.
Von Anfang an war die Abtei ein grosser Anziehungspunkt für Pilger aus Germanien, Gallien und Italien. Die merowingischen und karolingischen Könige zeigten grosses Interesse an diesem Ort, war er doch der Zugang zu den Alpenpässen nach Italien."
(Dieser König Sigismund hatte eine gute Beziehung zu Kaiser Anastasios, das aber nur nebenbei wegen des Namens...)
Interessanter ist hier das große Interesse der Merowinger, denn hier haben wir ein Datum, das mit Childebert II zu tun hat:
"So gab es in Saint-Maurice Plünderungen durch die Langobarden im Jahr 574 und durch die Sarazenen Mitte des 10. Jahrhunderts."

Haben die Langobarden dort etwas gesucht und gefunden?
War das vielleicht der Grund, warum Childebert gegen die Langobarden in den Krieg zog? Und warum er die Provence eroberte? Haben die Langobarden hier etwas versteckt?
Eine Lanze vielleicht? Ist hier die Verbindung zur Weltenesche zu finden?
Die nächste Gebirgskette trägt den schönen Namen "Massif de Maures".
Haben die Mauren hier etwa auch etwas gesucht... und gefunden?Ist die Lanze vielleicht auf diesem Weg nach Ägypten gelangt, wo Ludwig sie erworben hat?
Könnte sich so der Kreis geschlossen haben?

Die Verbindung zu Childebert II ist für den werten Leser erst nachzuvollziehen, wenn ich erkläre, dass ich Grund zu der Annahme habe, dass der Kleine etwas mit diesem König zu tun hatte, reinkarnatorisch...

Vorgestern gingen wir desnachts mit unserem Wauzi den Weg zum Feld entlang, die Straße führt am Bachlauf entlang und jenseits des Baches liegen zwei drei Häuser mit Gärten. In einem der Gärten schimmerte es hell durch die Büsche und meine Frau, die Geister für Hirngespinste hält, sah dort einen Römer stehen, mit weißer Toga und rotem Mantel. Ich bin leider ziemlich kurzsichtig und sah nichts, wollte dann näher ran, um was zu erkennen, aber Ische hatte Angst und wollte fort.
Ich bin später nochmal mit meinem Handy hin, um es zu fotographieren, aber leider war nichts mehr zu sehen...

Soweit der aktuelle Stand, ich halte euch auf dem Laufenden, falls es neue Erkenntnisse gibt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Spannende Geschichte. Meinst du das St-Anastasie in der Provinz Var? Schöne Gegend und voller Geschichte, frühe Besiedelung und dementsprechend oft umkämpft.
Danke für die gute Recherche und das mitteilen, bin gespannt auf die Fortsetzung.
Übrigens die Zeichnung ist auch gut gemacht.
 
Genau das ist gemeint. Kennst du dich damit aus? Hast du Ahnung von der Geschichte der Gegend?
 
Leider nicht in dem Umfang, den du da bieten konntest. Ich bin Frankreich Liebhaber und bereise es gern, viel Zeit habe ich im Languedoc verbracht. Eigentlich interessiere ich mich vor allem für die Frühkultur bis zum Römerreich, und klar im Languedoc, die Kartharer und ihre Festungen.
Jedenfalls hat mich dein Bericht fasziniert, es werden ja viele Legenden erzählt, vielleicht findet man in einer solchen noch etwas zu dem Thema. Ein Körnchen Wahrheit kann auch in Legenden stecken.
LG
 
Sehr interessantes Thema. Wirklich toll geschrieben, selten so einen umfangreichen Eröffnungsbeitrag gelesen. Ich hoffe, dass du uns weiterhin auf dem Laufenden hältst, falls sich dir neue Erkenntnisse ergeben bzw. etwas passiert.
Leider kann ich dazu nichts sagen, da mir die Gegend gar nicht bekannt ist =/
 
Irgendeine Verbindung zu den Templern scheine ich tatsächlich zu haben (falls ich meiner Rückführung da trauen kann). Vielleicht sollte ich mal versuchen, herauszufinden, was die hier getrieben haben.
In Brignoles gibt es noch den alten Stadtkern mit Häusern der Templer (hier ist btw eines davon im Hintergrund zu sehen ^^).
Ich werd mal versuchen, was darüber herauszufinden, wollte ich eh schon längst mal machen :osmile:
 
Es ranken sich viele Legenden um den Templer Orden. Sie waren mehr wie nur Kreuzritter, sie waren eine fortschrittliche Verbindung und sie sollen auch viele Schätze und Reliquien aus dem Heiligen Land ins Frankenreich, zu dem auch Teile des heutigen
Deutschlands gehörte, bis nach England gebracht haben.
Andererseits verursachte ihr Reichtum und ihr Einfluss Neid in der katholischen Obrigkeit,
die den Orden später auch bitter bekämpfte. Viele Templer ließen ihr Leben auf dem Scheiterhaufen.
Aber manchmal, bei gewissen Orten, habe ich das Gefühl, es zu kennen. Ein altes Gemäuer, eine Ruine, die mir eine Geschichte erzählt, oft auch eine Landschaft, so dass ich versuche, mehr zu erfahren.
Das kann spannend sein.
 
Ich habe mich auch schon näher mit dem Orden beschäftigt, auch aufgrund von Recherchen zu dem Roman, den ich schreibe, und ich kann auch nicht leugnen, dass mich die Templer schon immer ungeheuer fasziniert haben. Bei mir ist es ähnlich, wenn ich diese Straße entlang gehe zB, habe ich das Gefühl, dass der Ort eine Ausstrahlung besitzt, so als wolle er seine Geschichte erzählen.
Jetzt im Sommer war ich zum Medieval Spektakulum dort, dann ist die ganze Innenstadt im Mittelalterlook, und in der Templerstraße hingen auch tatsächlich ein paar Templer rum. Als ich um die Ecke kam und die da so stehen und sitzen sah, fühlte ich mich schnurstracks in der Zeit zurück versetzt und von wohlig schaurigem Grusel durchflutet. Ich kanns nicht anders erklären, aber es ging mir unheimlich nah.
Hier mal ein paar Bilderchen von der Ecke.
 
Brignoles hat eine lange Geschichte, wie manches Dorf der Gegend. Ein Zeichen der langen Besiedelung findet sich in der Nähe, ein Dolmen, die mich auch sehr anziehen. Sie regen ebenso dazu an, sich Gedanken über die Menschen zu machen, die sie errichtet haben.
http://www.erratiker.ch/F/brignoles.htm

In manchen Dörfern gibt es diese mittelalterlichen Feste und die Leute geben sich viel Mühe, die Geschichte authentisch zu vermitteln. Da wird altes Handwerk gezeigt, aber auch Bräuche aus der Zeit. Die Akteure haben viel ihrer Freizeit für die Recherchen
geopfert und die Historik zu ihrem Hobby gemacht.
Und das alles können sie in gut erhaltenen Dörfern und Altstadtteilen nachspielen. Bei uns geht sowas nur noch in Burgen.
 
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