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Nagasaki

A

Anonymer User

Gast
äh - ich hatte da 'mal einen artikel recherchiert und was darüber geschrieben - vielleicht interessiert es wen ...


Die Amerikanische Lüge
(von Brigitte Nauer)
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Montags schmeckt der Kaffee so bitter, wie den verbleibenden Rest der Arbeitswoche nicht. Das Recherchieren im weltweiten Netz geht schwerer von der Hand, als an allen anderen Tagen und interessiert bleibt mein Auge an einem Artikel des Bonner Korrespondenten Wolf J. Bells hängen, welcher in der Jahrhundertchronik des Bonner General-Anzeigers die Atombombenabwürfe des Jahres 1945 beleuchtet.


Meiner irrigen Meinung – lediglich ein Sekundentriumph -, dies könnte den Montagmorgen versüßen, folgt der Katzenjammer. Wolf J. Bell, Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse, der für sein Lebenswerk mit einem Sonderpreis als politischer Journalist ausgezeichnet wurde, beleuchtet die Tragödie von Hiroshima und Nagasaki ungewohnt subjektiv lediglich aus der „Möchtegern“-Sicht des Siegers, der Geschichte schreibt und läßt die nötige Distanz vermissen.


Mit dem Schlußsatz des Schriftwerks ist der Montag restlos versaut und läßt die Vermutung aufkommen, daß der Autor sich gekonnt von jeglichem Verdacht distanzieren wollte, auch nur über ein Mindestmaß an Objektivität zu verfügen.



Wie schreibt er da?


„Der atomare Doppelschlag von Hiroshima und Nagasaki - Urknall zugleich einer neuen weltgeschichtlichen Epoche - hat den zweiten Weltkrieg und mit ihm das Zeitalter des Imperialismus beendet.“



Zahlreiche – mittlerweile jedem Schulkind bekannte - Tatsachen werden nicht berücksichtigt und die Rolle des „Bad Guy“ dem Land der aufgehenden Sonne zugeschanzt.


Einseitige Betrachtungsweisen, wie hier zu Papier gebracht, lassen jegliche Bereitschaft vermissen, ein komplexes Thema seriös aufzuarbeiten und die Umstände darzulegen, die zu dem unnötigen Massaker an der (japanischen und koreanischen) Zivilbevölkerung zweier Städte geführt haben.


Der Schluß, daß das Zeitalter des Imperialismus anno 1945 zu Ende ging, deutet hingegen darauf hin, daß die Bedeutung des Wortes im eigentlichen Sinne dem Autor nicht bekannt ist, oder nicht verstanden wurde, wenn man heute – am Vorabend eines weiteren US-Angriffskrieges - die Entwicklung der US-Außenpolitik seit 1945 betrachtet.


Grundsätzlich ist das Streben nach Ausweitung des Herrschaftsbereichs als Imperialismus definiert und nach 1945 erreichte dieser weltweit ein bis dato nie dagewesenes Ausmaß, welches sich verstärkt bis in die Jetztzeit hinzieht. Während der Imperialismus Japans in Folge eingedämmt wurde, begann dieser in den vereinigten Staaten zu keimen – er fiel auf fruchtbaren Boden.



Zurück zu jener Lüge, welche seit mehr als fünfzig Jahren die Atombombenabwürfe zu rechtfertigen sucht:



Das zwanzigste Jahrhundert war in Ostasien unzweifelhaft von einer Expansionspolitik Japans geprägt und noch heute arbeitet man an der Vergangenheitsbewältigung der damaligen Ereignisse, die keinesfalls zu rechtfertigen sind, aber man muß auch die Tatsache sehen, daß die vereinigten Staaten in Gefahr liefen, Japan auf wirtschaftlicher Ebene zu unterliegen.


War es nicht so, daß Roosevelt 1937 in einer Rede vor sogenannten „Agressornationen“ warnte und zwei Jahre darauf den seit 1911 bestehenden Handelsvertrag mit Japan aufkündigte, Erdöllieferungen an Japan einstellte, 1941 einen Wirtschaftsboykott durchsetzte und sämtliche japanische Bankguthaben in den Vereinigten Staaten eingefroren wurden.


Japan – wirtschaftlich besiegt und ruiniert – stand vor der Alternative Krieg oder Kapitulation. Die Entscheidung ging mit Pearl Harbor in die Geschichte ein.
 
Betrachtet man die Bombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki genauer, muß man ein wenig weiter ausholen. Die Angst vor einer Nazi-Bombe stand am Anfang, ergänzt durch die Auffassung, daß die USA diese neue Waffe wegen ihres revolutionären Potentials unbedingt besitzen sollten, und zwar unabhängig davon, ob sie andere Staaten entwickeln würden oder nicht. Mit einer militärstrategischen Rechtfertigung der neuartigen Waffe jedoch war das kostenaufwendige Mammut-Projekt der „Bombenentwicklung“ vor dem Kongreß und der US-Öffentlichkeit allein nicht zu rechtfertigen. Fakt ist, daß Amerika im Jahre 1945 drei Bomben fertiggestellt hatte, die ursprünglich in Europa den Krieg hätten „beenden“ sollen. Die Kapitulation Deutschlands kam diesem Plan zuvor und so sammelte man die „notwendigen“ Erfahrungen mit dieser neuen Waffe, indem man am 17. Juli 1945 eine auf amerikanischem Boden (in New Mexiko) zündete und für den Abwurf der beiden verbleibenden wählte man Städte aus, die von konventionellen Bombardements bis zu diesem Zeitpunkt verschont geblieben waren, um an möglichst genaue Auswertungen der Auswirkungen dieser Waffen zu gelangen.

Abgesehen von der alten Kaiserstadt Kyoto waren zu diesem Zeitpunkt nur noch zuletzt nur Hiroshima und Nagasaki unversehrt geblieben. So fällt schließlich die Entscheidung, an Hiroshima die Uran- und an Nagasaki die Plutoniumbombe zu „erproben - zu einem Zeitpunkt, als die Kapitulation Japans ohnehin unmittelbar bevorstand

In den Verhandlungen zwischen Japan, das an allen Fronten militärisch zurückgeworfen worden war, und den Vereinigten Staaten sowie den japanischen Friedensgesten zeigte sich der amerikanische Truman aus mehreren Gründen nicht kompromißbereit. Man lehnte die Kapitulationsbedingungen, welche den Fortbestand des Kaiserhauses beinhalteten ab - freilich nur bis nach den Abwürfen.

Schließlich mußte das teure Projekt innenpolitisch noch gerechtfertigt werden, wie aus der Aussage des damaligen US-Außenministers Byrnes zu entnehmen ist: „Wie bringt man den Kongreß dazu, Gelder für Atomenergie zu bewilligen, wenn sie keine Ergebnisse der bereits ausgegebenen Mittel vorweisen können?“

Auch wußte man, daß auf lange Sicht die Augusttage des Jahres 1945 auf lange Sicht die letzte Gelegenheit bieten würden, die neuen Waffen in einem „echten“ Krieg zu erproben und letztlich boten die Abwürfe die Chance, die US-Position gegenüber der UdSSR zu stärken und diese zu Konzessionen bei einer Aufteilung der Interessensphären zu bewegen, indem man Stärke demonstrierte.

Mehrere Jahrzehnte wurde offiziell argumentiert, daß die Atombomben ausschließlich aus militärischen Gründen abgeworfen worden seien, um das Ende des Zweiten Weltkrieges in Asien zu beschleunigen, in jedem Falle aber den Vereinigten Staaten die geplante Invasion Japans zu ersparen und damit vielen US-Soldaten das Leben zu retten.

Heute – mehr als fünfzig Jahre danach kommen mehr und mehr Fakten ans Tageslicht, welche die offiziellen Aussagen seitens der Vereinigten Staaten in einem anderen Licht erscheinen lassen. Am Atomprojekt beteiligte Physiker, aber auch Militärs sehen es als unverzeihliches Versäumnis an, daß die militärische Situation Japans nicht erörtert worden sei, und fügen hinzu, daß der Krieg mit politischen Mitteln hätte beendet werden müssen und daß die Abwürfe nicht notwendig gewesen seien.

Selbst Leo Szilard, jener Physiker, der das Projekt ins Rollen gebracht hatte entwickelte bereits im Frühjahr 1945 starke Aktivitäten gegenüber der US-Regierung, welche den Abwurf der Bombe auf Japan verhindern, zumindest aber hinauszuzögern sollten. In seinem von an die 70 namhaften Naturwissenschaftern unterzeichneten Memorandum, welches an die Regierung ging, führt er aus, daß Angriffe mit Atombomben jedenfalls als wirksames Mittel der Kriegsführung dienen, solche Angriffe auf Japan aber nicht zu rechtfertigen sind, solange Japan keine Möglichkeit habe, sich zu ergeben, man die Kapitulationsbedingungen nicht im Detail kenne; und die moralischen Aspekte nicht genügend bedacht seien.

Kennt man diese Fakten, wird der Schluß des Wolf J. Bell bestenfalls zur Platitüde zu sein, welche das weiße Hemd der selbsterkorenen Weltenpolizei USA reinwaschen soll und aus der Verantwortung für Unverzeihliches entläßt.
 
Warnte bereits 1937 Präsident Roosevelt vor sogenannten „Agressornationen“ zog sich die blutige Außenpolitik der Vereingten Staaten durch die zweite Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts bis hin zur George W. Bush, der vor „Verbrecherstaaten“ warnt und an der Schwelle eines zweiten Irakkriegs stehend muß der Einsatz neuer Massenvernichtungswaffen befürchtet werden. Wie damals geht es der amerikanischen Regierung nicht um edle Motive, sondern um das Streben nach Ausweitung des Herrschaftsbereichs auf militärischer und wirtschaflicher Ebene – womit wir wieder beim Imperialismus wären, dessen Zeitalter nach den Ausführungen des Wolf J. Bell im Jahre 1945 sein Ende fand.

(Bezug: http://www.general-anzeiger-bonn.de/kultur/jahrhundert/1945/politik3.html)
 
Falls es wirklich so gewesen sein sollte, die Japaner dadurch wirtschaftlich zu schädigen, ist der Schuss aber nach hinten losgegangen, zumindest bis Ende der 80er Jahre hat Japan den Amerikanern wirtschaftlich gehörig Zunder gegeben.
 
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