Weil global steigen die Zahlen und die Todesopfer. Alles beginnt klein.
NatĂŒrlich steigt die Zahl der Todesopfer, alles andere wĂ€re auch besorgniserregend
#Zombieapokalypse Gleiches gilt auch fĂŒr die Infizierten, wenn man die Zahlen einfach nur akkumuliert. Wissenschaftlich relevant war das immer nur in Bezug auf die Durchseuchung, in allen anderen FĂ€llen spielt nicht der Bodycount eine Rolle, sondern die relativen Werte und aktiven Zahlen. Denn die bestimmen darĂŒber, wie sich die Seuche ausbreitet und wie gut wir damit zurecht kommen (im Sinne einer klinischen Versorgung).
Und da ist es durchaus positiv zu bewerten, dass in den letzten Wochen die
Zahl der Neuinfektionen stabil blieb und die
Zahl der TodesfĂ€lle durchschnittlich sogar rĂŒcklĂ€ufig war. Und mit positiv meine ich in diesem Zusammenhang nicht, dass alles vorbei wĂ€re und es Grund zum "Aufatmen" gĂ€be, denn beides ist augenscheinlich nicht der Fall und global betrachtet kann es noch immer zu einer gigantischen humanitĂ€ren Katastrophe kommen, sondern dass die Zahlen (trotz möglicher Dunkelziffern) darauf hinweisen, dass die Situation auch perspektivisch beherrschbar werden könnte.
---
Mal wieder etwas herumgeschaut in der Welt. Weiterhin sehr interessant ist die Situation in Schweden, vor allem aber, wie diese Medial aufbereitet wird. Die WHO hatte Schweden vor einer Woche als "Modell der Zukunft" gelobt, wirtschaftsliberale Medien verweisen auf den schwedischen Erfolg und kritisieren die harschen MaĂnahmen in Deutschland (und Ăsterreich); woher diese Erkenntnis stammt bleibt meistens ein RĂ€tsel, denn auch wenn es mit aktuellen Zahlen immer schwierig ist, so deuten diese doch auf etwas ganz anderes hin:
Schweden habe seinen BĂŒrgern im Kampf gegen das Coronavirus vertraut, sagt WHO-Nothilfedirektor Ryan. Dies sei ein Vorbild fĂŒr eine Gesellschaft ohne Lockdown.
www.tagesspiegel.de
Restaurants und die meisten Schulen waren hier nie geschlossen. Doch in Schweden sind schon deutlich mehr Menschen an Covid-19 gestorben als bei uns, und auch hier leidet die Wirtschaft. Geht die Strategie des Landes trotzdem auf?
www.nzz.ch
Soll heiĂen, Schweden hat wenig MaĂnahmen befohlen und viele empfohlen, weil viele BĂŒrger diesen Empfehlungen gefolgt sind war die Situation nicht so schlimm, wie sie hĂ€tte werden können, trotzdem sind die wirtschaftlichen Konsequenzen Ă€hnlich dramatisch wie in anderen LĂ€ndern. Weil allerdings nicht alle den Empfehlungen gefolgt sind, hat man trotzdem eine höhere Todesrate. Kurzfristig klingt das nach einem deutlich schlechteren Ergebnis, als es uns manche vormachen wollen. Final bewerten kann man das allerdings erst, wenn es konkretere Zahlen gibt. Interessant bleibt die Frage, wie die Entwicklung nun langfristig verlĂ€uft.
---
Viennatourer hat mehrfach erwĂ€hnt, dass Russland als direkter Nachbar Chinas aufgrund schneller, strikter MaĂnahmen (wie etwa GrenzschlieĂungen) relativ gut weggekommen ist. Bis vor einigen Wochen sah dies tatsĂ€chlich so aus, inzwischen hat sich das Bild aber doch recht dramatisch verĂ€ndert:
Research and data to make progress against the worldâs largest problems
ourworldindata.org
Es geht dabei nicht um die aktuellen Zahlen, sondern um die KurvenverlÀuf. Die Todeszahlen halten sich aktuell noch in Grenzen, allerdings ist auch hier der Kurvenverlauf relevant:
Research and data to make progress against the worldâs largest problems
ourworldindata.org
ErklĂ€rungsmodelle gibt es viele, von einem guten Schutz gegenĂŒber China und einer Einschleppung ĂŒber Europa ĂŒber fehlende Testmöglichkeiten bis hin zur Manipulation der Zahlen, es ist allerdings aktuell zu frĂŒh um da zu klaren Ergebnissen zu kommen. Interessant wird sein, wie sich die Lage in den kommenden Wochen entwickelt.
---
Zu den USA will ich mich am liebsten gar nicht mehr Ă€uĂern, mir scheint inzwischen eh, dass es bei jedem Thema die USA betreffend nur noch um das ĂŒbliche Trumpbashing geht - nicht, dass er es nicht verdient hĂ€tte, bloĂ werden dadurch die tatsĂ€chlichen Probleme verkannt. Denn auch wenn sein Krisenmanagement katastrophal war und ist, so erleben wir aktuell primĂ€r gesellschaftliche Probleme, die schon viel lĂ€nger existieren und auch Trump ĂŒberdauern werden. Und die dann doch eine Betrachtung wert sind, weil sie sich auch auf uns auswirken können.
Ich habe von Anfang an davor gewarnt, dass die Konzentration nur und ausschlieĂlich auf die gesundheitlichen Folgen der Virusepidemie zu weit gröĂeren Probleme fĂŒhren kann, und es daher immer auch eine Betrachtung anderer Faktoren (vor allem mit Blick auf die wirtschaftlichen Konsequenzen) geben muss. In den USA erleben wir nun, wie sich solch eine ZwickmĂŒhle entwickeln kann (natĂŒrlich befeuert von zu spĂ€ten MaĂnahmen, aber nicht durch diese hervorgerufen), weil die Gesellschaft grundsĂ€tzlich nicht auf dem Prinzip einer organisierten SolidaritĂ€t aufbaut und daher eine ganze Bevölkerungsschicht unmittelbar vor dem Ruin steht. Und Ruin bedeutet dabei nicht Schulden oder Luxusverzicht, sondern Existenzangst. Auch wenn es keine Rechtfertigung dafĂŒr gibt, dass die Leute nun bewaffnet demonstrieren (oder gar öffentliche GebĂ€ude stĂŒrmen) oder ein PrĂ€sident die Stimmung noch anheizt, so muss man durchaus VerstĂ€ndnis fĂŒr die Situation der Menschen aufbringen, die keinerlei Perspektive mehr besitzen, die darauf hinweisen, dass sie lieber das Risiko einer Erkrankung eingehen wollen als die Gewissheit lebensbedrohlicher Armut, wenn sie es nicht tun. Es ist ganz sicher nicht gut, dass diese Wahlmöglichkeit ĂŒberhaupt existiert, aber es ist noch schlimmer, dass diese Wahl denjenigen zu ihrem Nachteil abgenommen wird. Wir können froh sein, dass wir hier keine amerikanischen VerhĂ€ltnisse haben (wobei das nicht auf alle zutrifft, denn auch hier gibt es Menschen, die in solchen VerhĂ€ltnissen leben) und diese Krise macht wieder einmal deutlich, dass wir aktiv dafĂŒr kĂ€mpfen mĂŒssen, solche VerhĂ€ltnisse hier auch nicht zu bekommen. Unsere Politiker sind definitiv nicht zu beneiden, hier einen vernĂŒnftigen Mittelweg zu finden.