Edit: Den letzten Beitrag habe ich jetzt erst nach dem Einstellen dieses meinen hier gesehen. Deshalb entschuldigt bitte, dass das ein oder andere dort bereits mehr oder weniger formuliert worden ist.
Ja, Moment, ich rede hier ja nicht von irgendwelchen Launen, sondern von einer Lebensweise. Die meisten erwachsenen Menschen wissen ja durchaus, welches Beziehungsmodell das ihre ist. Es mag jene geben, für die beides in Frage kommt, aber auch das wissen sie zuvor und können somit offen damit von Beginn an umgehen. Da gibt es auch kein Aber, da ich die Grundbedingung gestellt habe, dass man offen damit umzugehen hat und nicht den anderen einfach irgendwann vor vollendete Tatsachen zu stellen und entfällt dieser Umgang damit, dann ist die Situation auch nimmer auf meine Aussage anwendbar.
Ich weiß ja auch, dass für mich in einer Beziehung nur das monogame Modell in Frage kommt und das ist bei mir auch von Beginn an klar, somit ist es auch mein gutes Recht, die Treue zu fordern, denn wer nicht monogam leben will, der hat sich gegen eine Beziehung mit mir zu entscheiden, so wie ich es auch täte, wenn jemand eben nicht das monogame Modell leben will. Genauso ist es eines jemanden Recht, wenn von Beginn an klar war, dass derjenige nicht polygam leben will, dass dieser einfordert, dass der andere nun auch damit zu leben habe ohne Terz zu machen.
Sicher ist das von mir beschriebene Verhalten utopisch, aber das liegt weniger an einer Unentschlossenheit, als daran, dass der Mensch zur Lüge neigt, nicht zuletzt zur Selbstlüge.
Wobei ich auch denke, dass es nicht korrekt ist, sich dahinter zu verstecken, dass man den Partner ja ruhig verletzen könne, wenn dieser ja zugestimmt habe. In einer Beziehung trägt man eben nicht mehr nur noch die Verantwortung für sich selbst und ich empfinde es als nicht ok, wenn man seine „Machtposition“ ausnutzt, um sein Verhalten zu rechtfertigen. Und ja, leider ist es so, dass in mehr Beziehungen einer von beiden eine Machtposition besitzt, weil er der mental Stärkere ist als umgekehrt. In zu vielen Beziehungen befinden sich eben nicht beide auf Augenhöhe, was ich generell nicht einmal als Problem empfinde. Das Problem ist nur dann gegeben, wenn dies ausgenutzt wird.
Sicher, für mich braucht keiner mitzudenken. Wenn ich mich auf so etwas einließe, dann wüsste ich, was ich tue. Nur ist das eben nicht immer so und viele Menschen gehen falsche Kompromisse ein, in denen sie das absolute Nachsehen haben, aus Unsicherheit und Verlustangst. Und ich empfinde es eben nicht als charakterstark, wenn man dies dann ausnutzt. Ich kann für mich einfach das Prinzip Liebe nicht auf so etwas anwenden, denn wenn ich jemanden liebe, dann verletze ich diesen nicht bewusst, nur weil ich weiß, derjenige ist eh jener, der nachgibt. Und damit meine ich nicht, dass nun der andere jener zu sein hat, der die faulen Kompromisse eingeht - ne, dann sollte der Stärkere nur auch den Schneid haben, zu sagen, dass dies eben keine faire Beziehung ist und dann Nägel mit Köpfen machen. Ja, als der „Mächtigere“ hat man in meinen Augen auch durchaus dann die Verantwortung, den anderen vor sich und sich selbst zu schützen. Das kann ich nur nicht auf mich selbst anwenden, weil ich keine Verantwortung meiner abzugeben bereit bin, ich aber auch gefestigt genug bin und ich auch nicht zulasse, dass ein Partner sich über mich stellt, sei es zu meinem Guten oder Schlechten. Ich weiß aber durchaus aus der Vergangenheit, wie das ist, wenn eine Beziehung mehr Kampf als alles andere ist und man manipuliert wird. Ich bin schließlich wie ich bin als Summe meiner Erfahrungen.
Meine Aussage ist, so lange keiner zu Schaden kommt, soll es mir vollkommen gleich sein, was jemand tue. Da habe ich mir nicht anzumaßen, drüber zu urteilen, ganz gleich wie meine eigenen Prinzipien und Moralvorstellungen aussehen. Ich werte dann, wenn ich selbst betroffen bin. So käme, was ich auch aus zweifacher Erfahrung sagen kann, selbst eine Affäre nur dann für mich in Frage, wenn keine weiteren involviert sind. Das hat in dem Fall auch nichts mit Eifersucht zu tun, sondern Herumgevögele hat für mich schnell einen billig vulgären Beigeschmack und ich neige nicht dazu, mich in eine solche Position, mich so zu fühlen, zu bringen. Wie gesagt aber, diese Wertung nehme ich hier nur vor, wenn ich mich selbst in das Beispiel setze.
Wobei diese beiden Affären bei mir auch unter den Begriff Freundschaft mit Extras fallen. Sprich auch hier bestanden emotionale Bindungen, nur eben anders gelagerte, als in einer festen Partnerschaft. Vor allem zu dem Ersteren, mit dem ich wirklich sehr gut und schon zuvor lange befreundet gewesen war. Da würde ich sogar auch von einer Form der Liebe sprechen, nur eben keine Verliebtheit und keinerlei Wunsch nach einer gemeinsamen Zukunftsplanung. Wir waren halt frei und ungebunden und erhoben auch keinen Anspruch auf die Treue des anderen, aber weder ich noch sie haben so etwas gewünscht. Es gibt eben nämlich durchaus Menschen, die gar keine Lust haben, sich gleichzeitig mehreren Menschen intensiv zuzuwenden und da gehöre ich hinzu. Nur bin ich eben auch jemand, der das, was er lebt, intensiver lebt und erlebt als ein Großteil der Menschen - was nicht einfach nur meine Meinung ist. Qualität vor Quantität ist eben mein Motto, aber eben meines. Quantität hat für mich generell einen ordinären Beigeschmack, nicht einmal nur auf Sex bezogen und ich mag es eben lieber extra ordinär. Was andere bevorzugen, soll aber eben mein Problem nicht sein.
Zu der Sache, dass manche ja erst später feststellen, was sie wirklich wollen - das ist noch ein anderes Thema meiner Meinung nach und abzugrenzen von den Beziehungsmodellen. Gehen wir bitte dabei von erfahrenen Menschen aus, die einigermaßen wissen, wer sie selbst sind.
Ich also, die die Monogamie willentlich gewählt hat, bin natürlich auch nicht gefeit davor, irgendwann einmal festzustellen, dass ich einen anderen mehr als nur begehre. Nur stellt sich dann für mich in diesem Fall nicht die Frage, ob ich auf einmal die Polygamie für mich entdeckt habe, sondern es stellt sich dann die Frage, was in meiner Beziehung nicht stimmt. Sollte ich nämlich tatsächlich das Bedürfnis haben, mich einem anderen hinzuwenden, dann ist da etwas im Argen in der Beziehung und auch hier bin ich nicht frei von Erfahrung. Dann sollte die Frage bei mir also nicht lauten, ob ich jemand anderen begehre, sondern warum ich jemand anderen wirklich begehre. Auch hier aber rein auf mich anzuwenden.
Dabei meine ich aber nicht, weil ich jemand anderen als attraktiv empfinde. Ich gehöre wahrlich nicht zu der Fraktion, die sagt, wenn sie liebe, dann sähe sie die Attraktivität anderer gar nicht. Ich werfe durchaus gerne auch auf andere Männer den ein oder anderen weiteren Blick, aber so lange bei mir alles in Ordnung ist in der Beziehung, habe ich nicht den Wunsch, mehr zu tun, als nur zu gucken und festzustellen, dass es lecker ist, was ich da sehe.
Und hier bin ich nun an dem Punkt, da ich mich frage, wo ein tatsächlicher Diskussionsgrund dafür besteht, der über die Freude an einer gepflegten Konversation hinaus geht. Ich sehe nämlich keinen Grund, wieso ich mich jetzt dafür rechtfertigen müsste und andere davon überzeugen, dass meine Einstellung wahr oder gar allgemein richtig ist. Es ist mein Leben und wie und warum ich so lebe, das geht keinem was an und es interessiert mich auch nicht, was andere deshalb von mir halten. Ganz einfach, weil ich mit mir im Reinen bin. Wie gesagt, ich unterhalte mich gerne, auch darüber, aber den Ansatz, andere von etwas überzeugen zu wollen, den verstehe ich nicht, bei Menschen, die tatsächlich so integer sind, wie sie vorzugeben meinen.
Anderen vorschreiben zu wollen, welche Lebensweise die Richtige sei und zu unterstellen, dass jene, die andere Meinungen vertreten, nur sich selbst belögen, das empfinde ich schon als so anmaßend, dass sich eine Diskussion um diese Behauptung erübrigt.
Menschen von Integrität, die bedürfen keiner Rechtfertigungen oder auch nur Argumente für ihre Lebensweise. Die leben sie nämlich einfach. Es gibt kein Richtig oder Falsch in solchen Dingen, sondern erlaubt ist, was gefällt. Warum sollte mir daran gelegen sein, dass andere meine Einstellung teilen, wenn ich doch weiß, dass ich richtig handele?
Und wieso eigentlich Menschen belügen, wenn man eh richtig handelt? Wo ist denn der Grund, dem Partner nicht einfach zu sagen, was Sache ist? Der einzige Grund wäre reiner Egoismus, welcher hier aber von dieser Seite aus angeprangert wird. Der Egoismus, dass mir die Gefühle des anderen gleich sind. Und mal so ganz nebenbei, wenn mir die Gefühle meines Partners nicht wichtiger sind, als die Gefühle irgendeines anderen, von wegen unerfüllter Liebe und Bla, ja sorry, dann brauche ich keine feste Beziehung mit demjenigen. Also ich für meinen Teil brauche keinen festen Partner an meiner Seite, der beliebig austauschbar ist mit jemanden, der mich sexuell anspricht und ebenso wenig brauche ich einen Partner, für den ich derart austauschbar wäre. Das hat für mich dann auch nichts mehr mit Liebe zu tun und auf Zweckgemeinschaften habe ich keine Lust. Die Gefühle des Menschen, den ich angeblich liebe, sollten mir doch wichtiger sein, als die Gefühle irgendeines sexy anderen Menschen. Damit sage ich nicht, dass man sich selbst komplett zurückstellen muss und nur entsprechend der Bedürfnisse des anderen leben, aber wer keine Lust hat, irgendwelche Verantwortungen zu übernehmen und keine Kompromisse machen will, der kann es am Besten auch gleich ganz sein lassen mit der Beziehung. In einer Beziehung geht es eben nicht mehr nur um einen selbst - das ist das Prinzip der Beziehung.
Und wenn das Thema hier jetzt ist, dass Fremdgehen im juristischen Sinne kein Betrug sei, dann wäre es in Philosophie doch recht falsch angesiedelt - jedenfalls sehe ich in der juristischen Definition eines Terminus' keine großen philosophischen Ansätze; das ist Wortklauberei, sonst nichts. Mal davon abgesehen, dass Betrug in diesem Kontext allgemein nicht juristisch verstanden wird, sondern, um den Duden zu zitieren: „Substantiv, maskulin- bewusste Täuschung, Irreführung einer anderen Person „ und wenn wir Wortklauberei betreiben, dann gereicht dies, um aufzuzeigen, dass Fremdgehen sehr wohl dann Betrug ist, denn unter Fremdgehen versteht man allgemein keine offenen Beziehungen, sondern Sex mit Menschen außerhalb der Beziehung, während man den Partner im Glauben lässt, treu zu sein. Und somit, einzig wenn man das Wort Fremdgehen nicht auf die Goldwaage legt und dabei auch Beziehungsmodelle wie die aufgezeigten mit einfasst, gibt man dem Thema überhaupt erst eine Diskussionsgrundlage.