Fremdgehen.
Hier meine Analyse dazu.
Bevor ich anfange möchte ich darauf hinweisen, dass man die Ursache nicht zu 100% festmachen kann (schon gar nicht auf Ferndiagnose), ganz gleich ob es sich hier um die weitverbreitete naturwissenschaftliche These handelt (Arterhaltung Anm.) oder auf Grund von Emotionen, Unzufriedenheit oder einer Anomalie im Bewusstsein oder "weil-man-es-einfach-so-will" (...usw usw usw).
Deswegen denke ich prinzipiell, das es unterschiedliche Beweggründe je nach Person und Situation sein können, auch wenn diese Ursachen mit unterschiedlichen Wirkungen miteinander verkettet sein könnten.
Zunächst möchte ich mal auf die emotionale Grundaustattung, den physiologischen Erregungen eingehen, wie zB: Angst, Müdikeit, Hunger, Arterhaltung, (benötigen wir, ohne die würden wir aussterben, auch höher entwickelte Tiere besitzen diese essentiellen Punkte, das ist das Grundrepertoir dass uns durch unser Leben begleitet bzw. uns in die Wiege gelegt wurde.
Die Liebe gehört mMn überhaupt nicht zu diesen Punkten, denn wir sprechen hier nicht von einer physiologischen Erregung, sondern viel eher von nicht-kategorisierbaren Aspekten, die zudem auch noch auf sehr vielen unterschiedlichen Vorstellungen beruhen.
Man unterscheidet hier in Ordentliche Gefühle, also jene Gefühle, welche wir mit den Tieren (als biologischen Begriff) teilen, von den Unordentlichen Gefühlen wie zB: Liebe oder reliogöse Empfindungen, Nostalgie. All diese Dinge haben die Gemeinsamkeit, dass sie auf Vorstellungen beruhen und vermutlich haben das Tiere nicht; zumindest konnte man es mit unseren Mittel nicht nachweisen. Klarerweise kommt dann zum Beispiel noch der Aspekt der Kultur hinzu, der unsere Vorstellungen, die emotional geprägt sind, ebenso beeinflusst.
Außer Frage steht, dass wir einige sehr alte stammesgeschichtliche Erben/ Programme/ Zustände in diesem Sinne auch Basic Emotions (Affektprogramme) mit uns bringen.
Die sexuelle Lust ist ebenso ein evolutionäres Produkt, dass auch seinen Grund gehabt hat und sich festverankert hat.
Jedoch unterscheide ich hier schon und gehe einen Schritt weiter.
Durch kulturelle Evolution sind unzählige Aspekte hinzugekommen, die unsere reale Lust heutzutage charakarisieren.
Wie wir heute Sexualität leben hat zum allergrößten Teil mit Fortpflanzung weniger am Hut..
Die Annahme, dass man Sex hat oder ihn betreibt oder Fremdgeht, damit wir uns fortpflanzen oder man sich besonders gut fühlt, ist mMn. veraltet, kann jedoch eine Komponente sein.
Meiner Meinung nach ist der Hauptaspekt die Lust selber.
Man erlebt sich beim Sex selber und hat das Gefühl, der/ die andere erlebt einen auch so.
Ich denke, dass beim gutbekannten one-night-stand, weniger um den genetischen Auftrag des Mannes geht, der hier soviele Frauen wie möglich beglückwünschen will, um somit viele Kinder zu zeugen ... im Gegenteil, man versucht das ja bewusst zu verhindern in solchen Situationen.
Ab einen gewissen Entwicklungs- und Reifegrad dient der Sex nicht nur mehr dem Fortpflanzungsgrad, sondern die Lust, dient der Lust. Wenn wir das begreifen, können wir auch aktzeptieren dass die Grundelemente und Schaltungen zwar alt und intakt sind, aber unser Verhalten neu ist.
Sex, Verliebtheit und Liebe würde ich teilweise komplett abgrenzen um einen
anderen Betrachtungswinkel zu ermöglichen.
Wie gesagt, ich bin nicht der Überzeugung, dass die Liebe irgendwas im größeren Sinne mit Arterhaltung entwicklungsgeschichtlich zu tun hat. Ich denke im Tierreich gibt es kaum bis gar keine Beispiele hierfür, und ich rede hier nicht von gewissen (essentiellen) Bindungen (zB: Mutter-Kind), wo Oxytocin (Bindungshormon oder auch Kuschelhormon genannt Anm.) ausgeschüttet wird, wie auch bei uns Menschen. Wenn mir jetzt jemand mit: Deswegen geht man Fremd oder deswegen verliebt man sich kommt, dann möchte ich auf die Regenwürmer hinweisen, die ebenso dieses Hormon produzieren, obwohl diese Zwitter sind wohlgemerkt. Sie tun es trotzdem aus Verdauungstechnischen Gründen.
Wir Menschen (OHNE uns über die Tiere zu stellen, ich sehe mich vom Lebenszyklus und Dasein auf der gleichen Stufe wie ein Käfer, der auf einem Stein dahinzirpt) ... also wir Menschen, quasi besonders intelligente Primaten (biologisch ausgedrückt Anm.), die in der Lage sind komplizierte Selbstbilder zu erstellen und entsprechende Verlusterfahrungen zu machen, können die Geborgenheit im frühkindlichen Alter und die Aufregung schlecht kompensieren. Im weiteren Alter (fängt meistens mit der Puperät an) setzt oft die geschlechtliche Liebe an. Somit ist die Liebe "quasi" die Umwandlung von gewissen frühkindlichen Erlebnissen und Prägungen auf einen geschlechtlichen Partner.
Ergo hat sie mit den genuinen sexuellen Vorstellungen relativ wenig zu tun.
Deswegen komme ich auch zu dem Punkt, dass Liebe und Sex für die meisten längerfristig relativ schlecht (nicht unmöglich!!!) miteinander kombinierbar sind, also ohne jegliche Probleme meine ich.
Wenn man zB "verliebt ist" produziert der Körper verstärkt die chemische Substanz Phenylethylamin (Grundgerüst für zahlreiche halluzinogene Drogen, hat eine psychogene Wirkung auf den Organismus), somit ist man geneigt den Partner in wunderschönen Farben zu sehen oder ihn/ sie auch sexuell attraktiv(er) wahrzunehmen. Wenn dieser Zustand nachlässt verringert sich meistens auch die sexuelle Spannung, welche in diesem Fall an die Liebe gekoppelt ist, gehen nach mehreren Jahren die meisten Beziehungen zu Bruch oder einer der Beteiligten wagt einen Seitensprung, ein Dilemma für die meisten Paare.
Heutzutage hat sich der Zeitgeist und die sozial-kulturelle Entwicklung und der Status von Sex oder Fremdgehen teilweise verändert (in manchen Kulturen und Orten natürlich kaum!). Die sexuelle Freiheit ist "anscheinend" zum Greifen nahe, oder ist es lediglich ein Trugschluß?
Um auf den Titel des Threaderstellers zurückzukommen:
Möchte ich es reduzieren, von Fremdgehen ist kein Betrug
zu Fremdgehen ist Fremdgehen, je nach persönlicher Bewertung.
Je nach Beziehung, Personen und Situation bzw. Abmachung
mit Folgen für das Paar oder manchmal auch nur für eine Person.
Hier möchte ich gern Richard D. Precht zitieren:
Der stärkste Reiz des Fremdgehens bei Frauen und Männern dürfte (…) weder die Suche nach optimalen Genen sein noch ein ungezügelter Vermehrungsdrang. Es ist die Suche nach einem frischen neuen Bild von sich selbst, aufregender, verführerischer und attraktiver als das, was uns der Partner einer Langzeitbeziehung nach Jahren der größtmöglichen Vertrautheit noch zugesteht.
link
Ich persönlich sehe keinen Menschen als "mein"
und dementsprechend handle ich, auch wenn das
nicht zu 100% möglich ist.
Ich habe keinen Besitz,
Entscheidungen auf materieller, biologischer und geistiger Basis stehen ihr frei zu, ohne Einschränkung.
Im Vorhinein gestehe ich, dass ich kein Versprechen abgeben kann meine Partnerin quasi für "die Einzige" einzuordnen. Das heißt nicht,
dass ich sie nach Strich und Faden betrüge (ich verwende hier nur mal den Ausdruck, völlig gleich ob abgemacht oder nicht), sondern dass es
a) passieren kann - ich somit keine 100%tige Garantie vergeben kann ... ja ich denke, jeder der das von sich behauptet lügt nicht nur den/ die Partnerin, sondern auch sich an.
b) ich kein Mönch bin, der seinen inneren Monolog zur Gänze ausschalten kann; Ergo, ist es mir unmöglich gedanklich nicht zu phantasieren und wenn man diese Komponente nicht unter Kontrolle hat, wird es immer wieder Handlungen beeinflussen, was zu einem gewissen Grad auch gut so ist ... man denke nur an eine erotische Nacht, die ohne Phantasie nicht zur Stande gekommen wäre . . . ganz allgemein gesagt.
Als Abschluss also:
Die biologische Vorraussetzung habe ich als Mensch mich fortzupflanzen,
sie wurde mir in die Wiege gelegt.
Die Option fremdzugehen hingegen nicht, die Ausführung liegt bei mir.
Ebenso möchte ich alle Mitlesenden und Verfasser daraufhinweisen, dass hier lediglich Meinungen und Gedankenmuster präsentiert werden, und nicht "die Wahrheit" an und für sich an ein einzelnes Individuum verpachtet ist.
Die Annahme dass sich zB: Molekühle über jahrtausende (unvm.) nicht verändert haben bzw. konnten ist eine sehr weit verbreitete naturwissenschaftliche "Spekulation". Die Tatsachen sehen so aus, dass man durch gefundene Schädel (und anderen Fragmenten) die Grundausstattung bestimmen kann, über die Zusammensetzung und chemische Abläufe des Gehirns hingegen kann man höchstens Ratespiele anstellen.
Gewisse Dinge, wissen wir nicht.
.n.