Ich halte es ebenfalls für keine gute Idee, Antidepressiva zu nehmen. Ganz grundsätzlich habe ich eine weniger positive Einstellung zu Antidepressiva und nach dem, was du geschrieben hast, halte ich es nicht für ratsam.
Meine Erfahrungen mit Antidepressiva:
Meine erste, diagnostizierte Depression (depressive Verstimmung trifft es eigentlich besser) hatte ich im zarten Alter von 15 Jahren. Seitdem habe ich immer wieder mal von Ärzten, gegen alles möglich (bei Schmerzen etc.) Antidepressiva verschrieben bekommen. NACHGEWORFEN hat man mir die - und nicht nur mir. Die Ärzte verschreiben solche Medikamente offenbar mit Vorliebe. Dadurch habe ich mit Sicherheit, mind. zehn verschiedene Antidepressiva ausprobiert. Geholfen hat mir nicht ein einziges, nicht einmal ansatzweise. Der Begriff "Antidepressiva" ist mMn. auch irreführend, weil diese Wirkstoffe nicht wirklich antidepressiv wirken und zwar allesamt, die ich ausprobierte. Sie dämpfen ganz allgemein die Gefühlslage und dadurch nimmt man die traurige Stimmung, die Depression nicht mehr so stark wahr bis gar nicht mehr wahr, je nach Stärke und Dosierung des Wirkstoffes. Das heißt aber noch lange nicht, dass es einem gut geht. Man ist nicht mehr (so) depressiv, aber glücklich ist man genauso wenig.
Mein Vater ist seit über 30 Jahren manisch depressiv. Seine Sammlung an Antidepressiva ist noch umfangreicher. Auch er hat die gleichen Erfahrungen gemacht wie ich.
Die besten Rezessionen hinsichtlich Antidepressiva habe ich über Sertralin gehört. Ich persönlich habe mit diesem Medikament nur wenig Erfahrung gesammelt, kann aber per se nichts negatives darüber schreiben, wenn auch nichts positives. Einzig seine leicht belebende Wirkung (bei 25 bis 50mg) könnte ich als positiv hervorheben, aber da tut es eine Tasse Kaffee genauso. Allein deswegen würde ich es nicht nehmen, aber antidepressiv im Sinne des Wortes habe ich es nicht empfunden. So antidepressiv eben wie eine Tasse Kaffee.
Bei einer
kurzzeitigen Einnahme von bestimmten Bezodiazepinen bist du, meinem Empfinden nach, besser dran. Halte dir dabei aber bitte vor Augen, dass diese Medikamente stark suchterzeugend sein können; nicht bei jedem und immer. Bei einer, ärzlich verordneten und damit überwachten, Einnahme von ein paar Wochen kann gewöhnlich wenig bis nichts passieren.
Das am besten antidepressiv wirkende Benzodiazepin ist, nach vorherrschenden Meinung der behandelten Personen, Alprazolam (Handelsnamen z.B. Cassadan, Tafil) mit der Halbwertszeit von 12 bis 15 Stunden. Der sedierende Effekt ist nicht stark, weswegen es sich auch für eine Einnahme tagsüber eignet.
Lorazepam (Handelsname z.B. Tavor) fand ich persönlich gut wirksam gegen depressive Verstimmungen. Gleichzeitig ist es das angstlösenste Benzodiazepin. Es hat eine Halbwertszeit von 11 bis 18 Stunden und sediert ebenfalls nicht stark. Es kann also gut tagsüber verwendet werden.
Diazepam (Handelsnamen z.B. Valium, Faustan) ist ein Allrounder, also sowohl antidepressiv, angstlösend und beruhigend, ohne schläfrig zu machen. Was seine antidepressive Wirkung anbelangt, würde ich als an dritter Stelle empfehlen. Seine Halbwertszeit beträgt, inklusive der wirksamen Abbauprodukte (wie z.B. Oxazepam, was es auch als eigenständiges Benzodiazepin im Apothekenhandel gibt), 50 bis 100 Stunden. Das ist vom Stoffwechsel abhängig. Je langsamer dieser ist, desto höher die persönliche Halbwertszeit.
Bei mir persönlich wirkt Diazepam ziemlich genau 72 Stunden und zwar nach folgendem Schema. Nehme ich 10mg Diazepam ein, so ist 24h später eine Wirkung vorhanden, wie nach der Einnahme von 5mg Diazepam. Nach weiteren 24h halbiert sich der subjektive Wirkeffekt in 2,5mg und nach weiteren 24h ist die Wirkung komplett weg.
Wichtig: Benutze Benzodiazepine am besten vom ursprünglichen Hersteller. Zum Beispiel bei Diazepam ist der Hersteller die Firma Roche. Nur bei diesen Tabletten wirken 10mg wie 10mg. Bei anderen Herstellern steht auch 10mg drauf, aber es wirkt wie 8 bis 9mg. Am schlechtesten wirken die Pillen von Ratiopharm. Diese haben einen Wirkeffekt wie nach der Einnahme von 5 bis max. 7mg, obwohl auch da 10mg aufgedruckt ist. Also Vorsicht bei Generika. Man spart nicht, ganz im Gegenteil. Die Valium-Tabletten von Roche kosten nur 3€ mehr als die von Ratiopharm. Da würde man an der falschen Stelle sparen.
Noch etwas kurz zum besseren Verständnis. Dir ist vielleicht aufgefallen, dass die meisten Benzodiazepine mit "...zepam" enden. Es gibt aber auch sog. Z-Benzodiazepine wie Midazolam, Alprazolam. Diese Z-Benzodiazepine sind keine klassischen Benzodiazepine, sondern stark benzodiazepin-ähnlich, weswegen sie korrekterweise mit den "richtigen" Benzodiazepinen in einen Topf geworfen werden.
Alles Gute und liebe Grüße
erdbeerblond