Vielleicht gibt es ja doch Außerirdische
Im Film ist der Außerirdische klein und niedlich, er hat ein Schildkröten-Gesicht mit blauen Augen und einen leuchtenden Finger - und er wimmert, er wolle "nach Hause telefonieren". Die Frage, ob es Extraterrestrische wie "ET" wirklich gibt, treibt Science-Fiction-Fans und ernsthafte Wissenschaftler seit Jahrzehnten um. Ein rätselhaftes Funksignal aus den Tiefen des Weltraums entfacht die Debatte nun neu: Die einen sehen darin eine mögliche Botschaft intelligenter Lebensformen jenseits der Erde, andere winken ab und glauben bestenfalls an einen kosmischen Zufall.
Seit knapp sechs Jahren jagen Millionen Computerbesitzer im Rahmen des weltumspannenden Projekts "Suche nach außerirdischer Intelligenz" (SETI@home) nach verschlüsselten Beweisen für die Existenz der Extraterrestrischen. Das Wissenschaftsmagazin "New Scientist" berichtet nun über eine möglicherweise Bahn brechende SETI-Entdeckung: Demnach wurde ein mysteriöses Funksignal mit dem Kodenamen "SHGbo2+14a" aufgefangen. Sein Ursprung liege irgendwo zwischen den Sternbildern der Fische und des Widders.
Noch beweist allerdings nichts, dass das bei zwei Gelegenheiten aufgeschnappte Signal die Visitenkarte des verzweifelt gesuchten extraterrestrischen Lebewesens ist. Zwischen Billionen von Daten, die über die Bildschirme der Raumforscher flimmern, könne das mysteriöse "SHGbo2+14a" allenfalls als Hinweis auf eine möglicherweise ausstrahlende Instanz bewertet werden, wie SETI-Forscher Seth Shostak betont. Vorläufig sei das Signal nicht einmal in die Kategorie "viel versprechend" eingeordnet worden. Der "New Scientist" sei "in ein klebriges Fass der Übertreibungen hineingeraten", ärgert sich Shostak.
Die SETI-Forschungen haben also bislang ebensowenig Verwertbares gebracht wie etwa das Projekt Phoenix, das seit zehn Jahren nach Funksignalen von 800 relativ nahe gelegenen Sternen horcht. Im Science-Fiction-Taumel nach dem Zweiten Weltkrieg hatte der Physiker Enrico Fermi 1950 das nach ihm benannte Paradoxon formuliert, wonach das Schweigen im All rätselhaft ist. 1959 brachten Astronomen der Universität Cornell erste Projekte auf den Weg, mit Radio-Teleskopen im All nach Hinweisen auf Außerirdische zu suchen.
Funksignale seien die beste Möglichkeit, im interstellaren Raum zu kommunizieren, argumentierten sie - im vollen Bewusstsein, dass diese Signale Zehntausende oder gar Millionen Jahre unterwegs sein müssten. Nichts hat seither die Fan-Gemeinde der Extraterrestrischen von ihrem Herzenswunsch abgebracht, eines Tages möge die Botschaft eintreffen: "Ich bin ein intelligentes Wesen - Du auch?"
Für grundsätzliche Kritiker ist der Glaube an Außerirdische eine fixe Idee des Menschen, der nicht allein auf der Welt sein will und sich deswegen Götter, Dämonen und Extraterrestrische schuf. Einige Experten halten zumindest die Suche nach Funksignalen für den völlig falsche Ansatz. Um sich auf diese Weise bemerkbar zu machen, sei ein unverhältnismäßig großer Energieaufwand erforderlich, meint etwa Woodruff Sullivan von der Universität des US-Bundesstaates Washington. Seiner Ansicht nach wären Extraterrestrische stattdessen gut beraten, Sonden ins All zu schießen - als eine Art "Flaschenpost".
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