Gehen wir mal von Grippe aus; welche Arznei wäre jetzt dem "Leiden" (also der Grippe) ähnlich?
Kommt aufs Stadium an. Ich will hier keinesfalls Behandlungsvorschläge geben, aber zu Beginn einer Grippe, im Stadium des Fröstelns, ist oftmals Aconit, der Sturmhut, angesagt. Je nach Symptomen Bryonia (Zaunrübe), Belladonna (Tollkirsche), Eupatorium (Wasserdost) etc. etc.
Alles gut geprüfte Arzneien, wobei mehrere Probanden unabhängig voneinander gleiche Symptome hatten. Ich könnte Dir ja etwas Ketzerisches vorschlagen: Nimm ein bisschen Aconit, natürlich in potenzierter Form, da diese Pflanze sehr giftig ist, und beobachte Dich genau. Schreibe auf, was Du träumst, wie Du die täglichen Aufgaben meisterst, über was Du Dich freust, über was Du Dich ärgerst, etc. Es gibt einschlägige Fragebögen. Schon erstaunlich, wie sich bei den verschiedenen Arzneien gemeinsame Erfahrungen unterschiedlichster Personen herauskristallisieren.
Die gesammelten Arzneimittelprüfungen findest Du in einem Repertorium.
Mir ist mal etwas Blödes passiert: Meine Kinder schnappten sich im Stall ein Röhrchen Aconit C 30 und amüsierten sich mit den Streukügelchen. Ich wurde aufmerksam, weil sie sich stritten wie die Kesselflicker. Was habe ich über die schlechte Laune zu Beginn einer Grippe geschrieben? Meine armen Kinder machten eine Arzneimittelprüfung. Unter Aconit, zumindest wenn es nicht angezeigt ist, kann man sehr gruselig werden.
Als ich noch jung und lustig war, prüfte ich viele Arzneien an mir selber. Überdies auch Mittelchen, die von bestimmten Grüppchen Jahr für Jahr als Allheilmittel gegen alles Mögliche propagiert werden. Davor kann ich nur warnen.
Sich auf seine eigenen Erfahrungen zu verlassen, ist zwar unwissenschaftlich, aber fürs eigene Leben eine echte Bereicherung!
Was wäre der Mensch ohne seine Krankheiten? Sind sie nicht das Hauptgesprächsthema? Krankheiten sind u. a. ein perfekter Entschuldigungsgrund für persönliches Versagen. (Betonung liegt hier auf "u. a.", um nicht pietätlos zu wirken. )
Über den heilsamen Effekt einer Grippe habe ich schon geschrieben. Sie zwingt mich zur Ruhe und lässt mich danach die Welt mit neuen Augen sehen. So denke ich mir, dass immer mehr Menschen psychisch krank sind, weil es immer wirksamere Medikamente gibt, um körperliche Symptome zu beseitigen. Aus homöopathischer Sicht bleibt der Schmerz dann auf der Seele sitzen.
Interessant sind auch die Studien überwiegend anthroposophischer Ärzte über die positive Wirkung von Kinderkrankheiten. Z. B. konnte ich nach durchgemachtem Keuchhusten plötzlich alle Buchstaben fehlerfrei ausprechen, während ich zuvor große Probleme mit dem "W" hatte. (Deutsch ist nicht meine Muttersprache.)
Da Tiere im Allgemeinen keinen Kaffee trinken, sich auch nicht mit Menthol-Zahnpasta die Zähne putzen, wirkt bei ihnen, zum Ärger der konventionellen Tierärzte, Homöopathie besonders gut. Die Menschen freuen sich über die Gesundheit ihrer Tiere und interessieren sich nicht für einschlägige Diskussionen. Lange Zeit kotzten die Schulmediziner über den Umstand, dass der Placebo-Effekt bei Tieren nicht vorkommt, ab. Dies wurde nun durch eine neue Studie, die ich nicht weiter beurteilen kann, widerlegt. Mir ist es egal. Hauptsache, meine Tiere bleiben bis ins hohe Alter froh und gesund.
Es gibt ein lustiges Büchlein von einem holländischen Tierarzt über seine Erfahrungen mit der Homöopathie. Allein schon die Karikaturen sind ein wahrer Genuss. (Na ja, nur Wenige finden das Gleiche wie ich lustig.)
A. H. Westerhus: Homöopathie für Hunde.
Viele Grüße
Tammy