Mir nicht, weil mir bei deiner Betrachtung der industrielle Maßstab fehlt. Smartphones sind deswegen auch ein schlechtes Beispiel, weil sie technologisch relativ einfach und günstig zu produzieren sind und beim jeweiligen Nutzer nur auf (aus industrieller Sicht) kurze Laufzeiten ausgelegt werden. Die Digitalisierung der Industrie ist da ein besserer Indikator, das zieht sich in der Fläche jetzt schon seit mindestens drei Jahrzehnte hin. Oder, da es ja bei den fossilen Brennstoffen gerade auch um die erwähnte Mobilität geht, schau dir die Entwicklung des Containerverkehrs an. Trotz sehr großer ökonomischer Vorteile und einer schnellen Entwicklung hat es über dreißig Jahre gedauert, bis ISO-Container in allen vorteilhaften Teilbereichen der Waren angekommen sind.
Beim Thema "Kalte Fusion" dreht sich die Diskussion neben den Gesellschaftlichen Aspekten immer nur um ökologische und direkte ökonomische Aspekte. Investitionskosten für Entwicklung und Produktion hingegen fallen meist völlig aus der Betrachtung. Solch einen Hype gab es schon einmal, und schon damals war die Rezeption recht einseitig.
Wie gesagt, natürlich wird sich die Industrie beziehungsweise die Wirtschaft insgesamt mit den Änderungen auseinander setzen, das muss sie aber immer. Zur Zeit ist das Thema Emissionsreduktion in der Seefahrt groß, die Umstellung auf Gasantriebe findet bereits statt, dass wir auch ohne Fusionsreaktoren einen sehr großen Einfluss auf die Ölwirtschaft haben (und kurzfristig Russland eher zu gute kommen). Perspektivisch wird auch Russland seine Industrie umbauen, im gleichen Maße wie der Export von fossilen Brennstoffen abnimmt, könnte durch die günstigeren Produktionsbedingungen der Export der chemischen Industrie zunehmen. Mit den richtigen Investitionen zur richtigen Zeit wäre aufgrund der industriellen und technologischen Stärke durchaus eine Beteiligung an der entsprechenden Produktion von Reaktoren, die bei einer hohen Durchdringung des Marktes (gerade auch im mobilen Bereich) extreme Stückzahlen erreichen müssten, durchaus wahrscheinlich. Immerhin ist Russland durchaus rohstoffreich auch abseits fossiler Brennstoffe. Andere Länder haben es vorgemacht, am Golf investiert man inzwischen in viele Bereiche und streut so das Risiko, China hat sich in kurzer Zeit eine Vorreiterrolle im Bereich der Wind- und Sonnenenergie entwickelt.
Und wie bereits gesagt, mit dem ersten "marktreifen" Produkt wird es keinen sofortigen Wandel geben, ich gehe weiterhin von mehr als einem Jahrzehnt, in Teilbereichen auch von mehreren Jahrzehnten aus. Und dann bleibt immer noch der Markt an Kunststoffen, die ebenfalls aus fossilen Ressourcen hergestellt werden und für die es noch keinen Ersatz in der Fläche gibt.