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Mozarts Witwe auf einem Foto?

Zwirni

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Im bayrischen Altötting wurde vor rund 2 Jahren eine Geschichte aus den 1950er Jahren wieder aufgegriffen. Im Archiv der Stadtverwaltung fand man im Nachlass von Max Moesmang wiedermal *scnr* ein Foto auf dem die Witwe des Komponisten http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Amadeus_Mozart, http://de.wikipedia.org/wiki/Constanze_Mozart, zu sehen sein soll. Auch nach 2 Jahren Untersuchungen im 21. Jahrhundert ist man immernoch weit entfernt von einer Lösung dieses Rätsels.

Das Rätsel ist hierbei folgendes: das Foto wurde angeblich im Jahre 1840 in Altötting aufgenommen und zeigt eine Gruppe von 7 Personen im Freien. Allerdings war nach aktuellen Wissensstand so ein Foto in diesem Jahr gar nicht möglich, da die Fototechnik lediglich Fotos in Räumen zuließ. Und die Belichtungszeit war enorm.

Dr. Alfred Zeller, http://www.pnp.de/journal/artikel.php?cid=29-11283535&Ressort=life&Map=§(MAP)&BNR=0, sagte http://www.mozartforum.com/VB_forum/showthread.php?t=1417&highlight=zeller hierzu:

As I found last year's discussion about the "Constanze picture" on the forum, I think I can add some information on this subject. I am in charge of the town archive in Altötting and we indeed have the original photograph of the picture, probably a 19th-century copy of the original daguerreotype.

[..]

By comparing the photograph with later pictures of Max Keller we are able to date it well before 1850 (Keller died in 1855). The probability that it was made at Keller's 70th birthday [celebration] seems very high. It must have been a special family occasion. In 1840 the daguerreotype was a novelty and someone must have engaged a photographer - maybe from Munich - to take the picture. A costly and highly modern birthday present.

Somit ist bei diesem Foto weder die Datierung sicher noch sicher wen man dort eigentlich sieht. Technisch gesehen sollte es eigentlich nicht möglich gewesen sein. Handelt es sich evtl. um das allererste Freiluft-Foto der Welt? Und wenn ja: ist das vorliegende Bild das Original oder nur eine Kopie des Originals? Fragen die http://www.nachrichten.at/apanews/apak/459079?PHPSESSID=70c1f95c0378e85d57873cbc1b5003b4 wiedermal für Diskussionsstoff sorgen.

Im Wikipedia-Eintrag zu Constanze Mozart findet man übrigens http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Constanze_mozart.jpg des Bildes.
 
Die Behauptung, 1840 seien nur "Fotos in Räumen" möglich gewesen, ist eindeutig falsch. Bereits das allererste Foto der Welt, aufgenommen im Jahre 1826 von Joseph Nièpce, war eine Außenaufnahme, die allerdings keine Personen, sondern nur Gebäude zeigte. Daguerreotypien von Freiluftszenen gab es schon recht zahlreich. Die Aufnahme aus Altötting ist rein technikgeschichtlich gesehen insofern nicht spektakulär oder geheimnisvoll - mir kommt allerdings das Bild trotzdem merkwürdig vor. Irgendwie wirkt die Darstellung wie eine Fotomontage; der unscharfe und grobkörnige Hintergrund passt nicht richtig zu der Personengruppe; außerdem scheinen die Fenster des Gebäudes im Verhältnis zu groß zu sein.
 
Das Bild von Joseph Nièpce wurde aus einem Fenster heraus geschossen und zeigt lediglich Gebäude. Die Aufnahme von Menschen außerhalb von Räumen in dieser Qualität war dennoch schwer möglich. Man müsste viele Stunden still sitzen, die Beleuchtung ändert sich in dieser Zeit etc. Das bei dem Bild von Joseph Nièpce auch die Beleuchtung sich änderte sieht man ja. Bei dem Bild von 1840 scheint es eine gleichmäßige Beleuchtung zu sein - also entweder war das Bild viel schneller fertig als man heute denkt oder es wurde wirklich in einem Raum aufgenommen.

Was das Verhältnis von Gebäude zu Personen angeht trügt dein Empfinden dich glaube ich. Früher wurden andere Gebäude gebaut als heute üblich. Schau dir mal einen Bauernhof aus dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts an.
 
Natürlich kann es sein, dass ich mich täusche, was das Gebäude betrifft. Die Fenster gehören sicherlich zu einem realen Bauwerk - mich stören eher das Größenverhältnis zwischen Fenstern und Personen und die seltsam scharfen Konturen zwischen Personengruppe und Hintergrund, besonders im Bereich der Köpfe der beiden hinten stehenden Männer vor dem weißen Wandabschnitt. Aber vielleicht ist der Effekt auch nur Zufall.

Außerdem scheint das Bild - vorausgesetzt, es handelt sich wirklich um die Kopie einer Daguerreotypie - tatsächlich Rätsel aufzugeben, was die Belichtungszeit betrifft.

Ich habe ein wenig nachgelesen: es stimmt, dass Außenaufnahmen von Personen in den ersten Jahren der Fotografie ein Problem darstellten. Die Aufnahme dauerte zwar bei der Daguerreotypie nicht mehr viele Stunden wie bei Nièpce, der 1826 noch mit viel weniger lichtempfindlichen Substanzen arbeitete. Die Belichtungszeiten waren aber trotzdem noch so lang, dass Fotografen für Portraits spezielle Stühle verwenden mussten, mittels derer Kopf, Oberkörper und Hände der Aufzunehmenden von hinten durch mechanische Vorrichtungen starr fixiert wurden, weil selbst kleinste Bewegungen zu einem verwackelten Foto geführt hätten.

"Schnappschüsse" waren 1840 jedenfalls unmöglich - und ich frage mich, ob der auf dem Mozart-Foto zu sehende jüngere Mann in der hinteren Bildmitte seine schräge Körperhaltung wirklich minutenlang hätte beibehalten können, ohne sich auch nur minimal zu bewegen - gleiches gilt für die erhobene Hand des alten Mannes im Vordergrund.
 
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