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BREXIT

Der britische Premier Boris Johnson hat sein Parlament kaltgestellt. Mit Zustimmung der Queen, die es ablehnen hätte können, schickt Johnson seine Parlamentarier in eine Zwangspause, während der Gesetzesvorlagen und Anträge vorerst liegen bleiben, weil die nicht von einer Parlamentsperiode in die nächste übertragen werden können. Die Zwangspause soll voraussichtlich bis zum 14.10. andauern, am 17./18.10. ist ein EU-Gipfel zum Thema Brexit geplant.

Cleverer Schachzug von Johnson, er stellt sein Parlament ruhig, um seine Vorstellungen vom Brexit durchzusetzen, weil er weiß, dass er - so wie seine Vorgängerin Theresa May - keine Mehrheit hinter sich vereinen können wird. Wo soll das noch enden?

 
Der Johnson ist auch ein Geisterfahrer vor dem Herrn. Allein aus Gründen des Katastrophentourismus hoffe ich auf einen ungeordneten Brexit, das Chaos will ich sehn. Und am besten noch mit Abspaltung der Schotten im nachgang + deren Wiedereintritt in die EU.
 
Auf mich macht er den Eindruck eines Trump 2.0 😵

Ganz ehrlich, ich bin mittlerweile auch der Meinung, dass man die Briten mal so richtig vor die Wand fahren lassen und den ungeordneten Brexit forcieren sollte. Aber alle haben ja Angst, dass es schlimme Auswirkungen auf uns alle hat. Meine Güte, wird schon irgendwie werden, hat vor der EU ja schließlich auch geklappt!

Interessant würde es auf jeden Fall werden, denn Schottland hat ja angekündigt, dass sie sich lossagen wollen, wenn GB den Brexit vollführt, denn die Schotten sind ja eigentlich EU-Befürworter. Es wird auf jeden Fall interessant...
 
Auf mich macht er den Eindruck eines Trump 2.0 😵

Das wirkt nach außen so, tatsächlich ist er sehr viel intelligenter und reflektierter als Trump - was ihn auch deutlich gefährlicher macht.

Ganz ehrlich, ich bin mittlerweile auch der Meinung, dass man die Briten mal so richtig vor die Wand fahren lassen und den ungeordneten Brexit forcieren sollte.

Ich bin da anderer Meinung, ich halte nichts davon ein Land in den Abgrund zu stürzen (oder stürzen zu lassen) bloß weil ein paar Politiker persönliche Spielchen treiben. An der Entscheidung hängen so viele persönliche Schicksale (bis hin zur Gefahr eines Bürgerkriegs), das sollte man wirklich nicht außer acht lassen. Das ist kein Spiel!
Insofern ist es richtig, weiterhin für Gespräche offen zu sein und zu bleiben. Allerdings ist der ausgehandelte Vertrag bereits so gut, dass es sehr konkrete Vorschläge geben muss, um diesen noch abzuändern. Und die gibt es bisher von britischer Seite nicht. Die EU täte gut daran, dies genau so auch verstärkt in Großbritannien zu verbreiten, denn aktuell sorgt Johnson nicht ohne Erfolg dafür, die Schuld am Untergang der EU in die Schuhe zu schieben.
 
ich halte nichts davon ein Land in den Abgrund zu stürzen (oder stürzen zu lassen) bloß weil ein paar Politiker persönliche Spielchen treiben. An der Entscheidung hängen so viele persönliche Schicksale (bis hin zur Gefahr eines Bürgerkriegs), das sollte man wirklich nicht außer acht lassen. Das ist kein Spiel!
Da bin ich absolut bei Dir! Aber wie Du selber schreibst:
Allerdings ist der ausgehandelte Vertrag bereits so gut, dass es sehr konkrete Vorschläge geben muss, um diesen noch abzuändern. Und die gibt es bisher von britischer Seite nicht.
Nein, da wird jetzt das Parlament in den Zwangsurlaub geschickt, damit der Herr Premier bessere Chancen hat, seine Meinung durchzusetzen - bis hin zum ungeordneten Brexit. Das meine ich damit, dass dieser Herr auf mich den Eindruck eines Trump 2.0 macht. So nach dem Motto: Du spielst nicht so wie ich das will, also spiele ich nicht mehr mit Dir. Fast wie im Kindergarten!
Die EU täte gut daran, dies genau so auch verstärkt in Großbritannien zu verbreiten, denn aktuell sorgt Johnson nicht ohne Erfolg dafür, die Schuld am Untergang der EU in die Schuhe zu schieben.
Ich denke schon, dass ein Großteil der britischen Bevölkerung weiß, dass das eigene Parlament sich selber ins Abseits stellt und der Fehler nicht unbedingt bei der EU zu suchen ist. Nicht umsonst gibt es Forderungen der Bevölkerung, ein erneutes Referendum über den Verbleib in der EU oder nicht abzuhalten. Aber das britische Parlament hört leider nicht auf sein Volk - heutzutags leider gang und gäbe - läuft bei uns ja nicht anders!

Ich befürchte, dass sich seinerzeit die britische Bevölkerung im Vorfeld des Referendums nicht ausreichend über die Konsequenzen eines (ungeordneten) Brexits Gedanken gemacht hat. Nachdem (!) das Referendum abgeschlossen war, sind die Google-Anfragen diesbezüglich gestiegen, nicht vorher. Das gibt mir zu denken. Klar sage ich auch oft "blöde EU", schon wieder etwas, was uns von der EU vorgeschrieben wird und in nationales Recht umgesetzt werden muss, obwohl es hier bislang anders und eigentlich auch gut gelaufen ist. Aber das sind Kleinigkeiten im Gegensatz zu den Vorteilen, den die EU meines Erachtens für uns alle und für unsere Länder bietet! Ich finde es traurig, dass überall die Stimmen der EU-Gegner lauter werden, dass in allen Ländern die Parteien erstarken, die nationalsozialistisch und EU-feindlich eingestellt sind.

Meine Aussage, "die Briten vor die Wand fahren zu lassen" war etwas lapidar gesagt, da hast Du Recht und es tut mir auch leid, aber trotzdem muss Herrn Johnson eine Grenze aufgezeigt werden. Es gibt Verträge innerhalb der EU, die genau regeln, wie unser Beieinander funktioniert, was wer zu leisten hat, und ja, es ist auch geregelt, was zu tun ist, wenn eine Partei die EU verlassen möchte. An diesem Grundkonstrukt wurde der Austritts-Vertrag mit den Briten angelehnt und ausgehandelt. Ich finde es jetzt ein Unding, dass da noch dran gerüttelt werden soll. Und die Art wie die Forderungen durchgedrückt werden sollen (Aussage Johnson, dass es dann halt den ungordneten Brexit gibt) verbunden mit der Androhung, dass GB seinen Zahlungsverpflichtungen beim Austritt nicht nachkommen werde, ist für mich ein No Go und hat mit Demokratie nichts mehr zu tun. Das ist Kindergarten!
 
damit der Herr Premier bessere Chancen hat, seine Meinung durchzusetzen - bis hin zum ungeordneten Brexit.

Seine Meinung ist ihm vermutlich eher egal, jedenfalls hat er sich in seiner bisherigen Karriere nicht dadurch ausgezeichnet, inhaltlich eine klare Linie zu vertreten. Ihm geht es eher um die Macht selbst, und um die zu sichern und auszubauen ist ihm letztlich jedes Mittel recht. Der ungeordnete Brexit ist nicht das Ziel, er nimmt es aber als Mittel zum Zweck in Kauf. In diesem Kontext muss man auch die angeordnete Parlamentspause einordnen.

Ich denke schon, dass ein Großteil der britischen Bevölkerung weiß, dass das eigene Parlament sich selber ins Abseits stellt und der Fehler nicht unbedingt bei der EU zu suchen ist. Nicht umsonst gibt es Forderungen der Bevölkerung, ein erneutes Referendum über den Verbleib in der EU oder nicht abzuhalten. Aber das britische Parlament hört leider nicht auf sein Volk - heutzutags leider gang und gäbe - läuft bei uns ja nicht anders!

Täusch dich da mal nicht, das britische Volk weiß genauso wenig was es will wie das Parlament, und für keine Lösung wirst du eine eindeutige Mehrheit finden. Ein Beispiel (von vielen): https://d25d2506sfb94s.cloudfront.n...ja4f57ex2/AcceptableBrexitOutcomes_190816.pdf

Ein neues Referendum und einen Verbleib in der EU würden 31% der Befragten "Sehr gut" und 35% "Sehr schlecht" finden, wenn man die Zwischenstimmen hinzu nimmt sieht es zwar etwas besser, aber insgesamt nicht eindeutiger aus; 47% würden es "Akzeptabel oder besser" finden, 41% "Inakzeptabel oder schlechter". Umgekehrt würden einen Austritt des UK ohne Deal noch immer 38% "akzeptabel oder besser" finden, 49% "Inakzeptabel oder schlechter. Lediglich die Lösung "neuer Deal und Teil des europäischen Binnenmarktes" würde mit 54% "Akzeptabel oder besser" eine kleine Mehrheit erreichen, die allerdings nur 8% als "Sehr gutes" und weitere 18% als "Gutes" Ergebnis bewerten würden (die Lösung mit der breitesten Akzeptanz würde also trotzdem nur ein Viertel der Bevölkerung gut finden).

Das ist natürlich nur ein Beispiel, aber die Umfragen der letzten Wochen, Monate und Jahre sind nicht so eindeutig, wie die hiesige Bevölkerung das bisweilen annimmt (und wie die Medien es zum Teil darstellen). Ich bin aus beruflichen und privaten Gründen häufiger im UK, es gibt dort die zahlenmäßig noch immer nicht wenigen Hardliner auf beiden Seiten, und ein Gruppe dazwischen, die nicht so wirklich weiß in welche Richtung es gehen soll. Auch wenn mehr als die Hälfte kein uneingeschränktes Vertrauen in Johnson hat, gut ein Drittel der Bevölkerung ist sich sicher, dass er auf dem richtigen Weg ist und die richtigen Entscheidungen trifft (https://yougov.co.uk/topics/politic...leave-voters-doubt-johnson-can-secure-new-bre)
 
Das ist natürlich nur ein Beispiel, aber die Umfragen der letzten Wochen, Monate und Jahre sind nicht so eindeutig, wie die hiesige Bevölkerung das bisweilen annimmt (und wie die Medien es zum Teil darstellen).
Verstehe ich Dich richtig, die Uneinigkeit im Britischen Parlament spiegelt quasi die Uneinigkeit des eigenen Volkes wieder? Oh je.... dann sehe ich langsam schwarz für die Zukunft.

Wohin soll das denn dann noch führen? Wenn sich die Briten selber nicht einig darüber sind wie es weitergehen soll, wie soll dann der Rest der EU darauf reagieren bzw. damit umgehen? Das ist ja fast schon unmöglich. :(
 
Der Rest der EU geht damit so souverän um, wie man es in dieser Situation erwarten kann, was an und für sich bereits beachtenswert ist - immerhin ist man sonst bei so ziemlich jeder Frage ja in irgendeiner Form zerstritten. Das passiert nicht aus einem Gefühl der Stärke oder Überlegenheit heraus, sondern vor allem aufgrund des Wissens, dass es beim Brexit keine Gewinner geben wird und es nur darum geht, "vernünftig" zu verlieren. Genau dieses Bewusstsein gibt es im UK hingegen nicht. Jene, die den Brexit unterstützen, tun dies noch immer mit der Überzeugung, es gäbe dabei etwas zu gewinnen. Auch daher kommt diese grundsätzliche Uneinigkeit.
Denn ja, das Volk ist sich genauso wenig im Klaren darüber, was es eigentlich will, wie das Parlament. Sicher sind sich die Leute nur bei dem, was sie nicht wollen. Das ist keine gute Basis für eine Entscheidung, und das wissen die meisten auch. Auch deswegen ist der No-Deal-Brexit weiterhin populär, er würde das Theater endlich beenden. Denn das ist der vermutlich einzige Konsens, für den sich eine breite Mehrheit finden ließe: es soll nur irgendwie und so schnell wie möglich zu Ende gehen.
 
Helios, vielen Dank für Deine Beobachtungen bzw. Einschätzungen.


Im Vereinigten Königreich geht der Brexit-Streit in die nächste Runde: Ein Abgeordneter wechselt die Fraktion, somit verliert Boris Johnson seine Mehrheit im Parlament.
 
Wie geht es weiter im Vereinigten Königreich? Wie geht es in Sachen Brexit weiter?

Die Pressestimmen lassen an Johnson bzw. dem Brexit-Wirrwarr kein gutes Haar:

Mein Mann und ich haben heute morgen beim Kaffeetrinken auch über dieses Thema gesprochen. Was passiert, wenn....? Steht jetzt der 31.10.19 als endgültiges Datum oder könnte nochmal verschoben werden? Rein theoretisch bräuchte Johnson doch nur auf Zeit spielen. Die Opposition möchte gerne ein Gesetz verabschieden, das einen No-Deal-Brexit verhindert. Johnson setzt eher auf Neuwahlen, um dann doch das Volk entscheiden zu lassen. Die Opposition müsste zu Neuwahlen aber zustimmen, macht aber das No-Deal-Gesetz zur Bedingung. Was wäre jetzt, wenn es bei dieser Patt-Situation bliebe? Wenn beide Parteien stur bleiben, wenn GB keinen Antrag bei der EU auf Verlängerung der Frist stellt, aber auch nicht zum ausgehandelten Deal zustimmt - dann müsste es doch am 31.10.2019 automatisch zum No-Deal-Brexit kommen, oder nicht?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das Schauspiel geht weiter .. heute sollte das britische Parlament endgültig über den Brexit-Deal abstimmen. Aber die Opposition beantragte, dass diese Abstimmung erst nach Abstimmung über das zugehörige Gesetz durchgeführt wird. Und diesem Antrag wurde soeben zugestimmt. Somit wird die Deadline der EU in der kommenden Nacht nicht eingehalten werden können. Und die britische Regierung muss bei der EU eine erneute Verlängerung beantragen.

Ich weiß nicht ob ich lachen oder heulen soll xD
 
Gestern gewann Boris Johnson das erste Mal überhaupt eine Abstimmung im Unterhaus. Dennoch scheiterte er in einer 2. Abstimmung an einem verkürzten Zeitplan zur Ratifizierung. Heute nun beraten die EU-Leader über eine erneute Verlängerung der Frist während in GB wohl Neuwahlen angepeilt werden.

Angesichts dieses Chaos sprüht die Welt ja nur so vor Witzen über den Brexit ..
Vermutlich wird der erste Flug vom BER nach London gehen, wo man immernoch über den Brexit berät ..
Mein Beileid an den Geschichts-Leistungskurs 2023 - es wird schwierig werden den Brexit geschichtlich zu beschreiben ohne den Verstand zu verlieren
 
Ein gutes Interview zum Thema Brexit und dem "danach" in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht aus der gemäßigten, britischen Perspektive:
 
In den letzten Wochen hat sich der deutliche Sieg der Tories bereits abgezeichnet, auch wenn es am Ende in den Prognosen noch einmal knapper wurde, nun ist er offiziell.


Der Brexit war dabei natürlich ein, aber nicht das einzige bestimmende Thema, denn wenn man sich mit den Leuten vor Ort unterhalten hat spielte auch die generelle politische Ausrichtung des Landes eine wichtige Rolle. Ohne Corbyn und seinen ultralinken Kurs, mit einer klaren Perspektive bezüglich des Brexits, hätte Labour deutlich weniger verloren. Das zeigen auch die starken prozentualen Gewinne (die ja weniger Wert sind im englischen Wahlsystem) der Liberaldemokraten.


Interessant sind die Ergebnisse außerhalb Englands. In Schottland haben die Konservativen sieben ihrer bisher 13 Bezirke verloren, die Sozialdemokraten aber ebenso sechs ihrer sieben Bezirke, während die Liberaldemokraten von ihren vier Sitzen einen verloren und gleichzeitig einen gewonnen haben, was wiederum der einzige Verlust der Schottischen Nationalpartei ist. Genauso wie das gesamte Ergebnis durchaus auch eine Abstimmung über den Brexit war, könnte dieses schottische Ergebnis ein Vorbote der Unabhängigkeit sein. Aus gutem Grund wird immer wieder ein neues Referendum ins Spiel gebracht.
In Wales hörte man in den letzten Monaten vermehrt stimmen, die zumindest laut über den Sinn der Union mit England nachdachten - was recht untypisch für den Landesteil ist. In den Wahlergebnissen hat sich das allerdings noch nicht wiedergespiegelt, die walisische Nationalpartei konnte ihre Bezirke behaupten, aber nicht dazu gewinnen, die Konservativen haben fünf Bezirke gewonnen, alle von den Sozialdemokraten, was allerdings eher eine Niederlage letzterer war als ein Sieg der ersteren. Denn große Stimmanteile dazu gewinnen konnten die Tories in Wales nicht, während Labour sehr große Verluste erlitt (teilweise deutlich über 10%), was eigentlich untypisch für das Land und ein weiteres Indiz für eine fehlgeleitete Entwicklung der Partei unter Corbyn ist.
In Nordirland gab es keine großen prozentualen Verschiebungen, aber gerade da sind es die Nuancen, die eine interessante Tendenz aufzeigen. Die DUP mit ihrem Schlingerkurs (Brexit, Union, nordirische Selbstbestimmung und offene Grenze ist gleichzeitig schwer zu erreichen) verliert zwei Sitze, während die SDLP mit ihrem klaren Kurs für EU und Wiedervereinigung zwei Sitze gewinnen konnte, davon einen von Sinn Féin. Die wiederum ging mit einem Gewinn und einem Verlust aus der Wahl. In den letzten Jahrzehnten ist der Einfluss der Kirche in Irland immer weiter zurück gegangen, während gleichzeitig die Wirtschaft deutlich aufgeholt hat. Das bleibt auch in Nordirland nicht unbemerkt, und in der Bevölkerung wächst die Erkenntnis, dass es vielleicht doch mehr Gemeinsamkeiten und weniger Unterschiede gibt. Die Wahl markiert da keinen Wendepunkt oder einen drastischen Wandel, aber die Tendenz in Richtung Säkularisierung beiderseits der Grenze und damit auch der Politik geht weiter. Eine irische Wiedervereinigung ist zwar noch nicht wahrscheinlich, wird aber wahrscheinlicher.

Jetzt steht erstmal der Brexit auf dem Plan, mal schauen ob die Abstimmung wirklich bis Weihnachten durchs Parlament geht, und vor allem wie schnell die finale Vereinbarung mit der EU erzielt werden kann. Beides wird vermutlich weniger unterhaltsam sein als die vergangenen Monate und Jahre, trotz Johnson. ;)
 
Nun ist wahlweise das Ende vom Anfang oder der Anfang vom Ende vollzogen und Großbritannien offiziell ausgetreten, das Theater selbst geht weiter und die größten Probleme stehen uns vermutlich noch bevor. Falls es jemanden interessiert, der Spiegel hat eine tatsächlich interessante Analyse zu den Auswirkungen auf Großbritannien veröffentlicht, die einiges über den Brexit, viel mehr aber über die Weltwirtschaft aussagt:

 
Zitate aus SPON Artikel
"Das geht schon in Richtung Deglobalisierung der britischen Wirtschaft"
Kann man so sehen,ist aber an sich m.M.n. nichts negatives,Souveränität kann auch beflügeln.
Die Vorgaben und der Druck eines -ewigen-Wachstums können auch hemmend sein und die Wirtschaftrate
ist ja nicht gesunken,sondern bloß die Wachstumsratensteigerung.
Die Engländer sind nun frei von Abhängigkeiten und Vogaben durch EU und in ihren zukünftigen Wirtschaftsverhandlungen kann das
durchaus positiv durchschlagen,aber das wird wohl erst die Zukunft zeigen, inwieweit die zukünftigen Handelspartner reagieren.
Löhne,Arbeitsplätze sind im Gegensatz zu Aussagen div. Untergangsbeschwörer (vorerst mal) gestiegen
Sogar real – also bereinigt um die durch den Kurssturz des Pfunds ausgelösten Preissteigerungen
Mal sehen wohin die Reise geht,manche vermuten ja in Richtung "Steuerparadies"(mit dem die Briten ja jahrelange Erfahrungen haben)
nach dem Vorbild des Handelsplatzes Singapur.
Klar, dass die EU das nicht gerade freudig sieht,vor allem in den Hochsteuerländern kommen solche Ideen nicht gut an.
Aber vielleicht hilft das auch,dass sich diese mal "bewegen".

;-) Wie meist bei Trennungen, sieht man erstmal nur die Kosten und den Verlust,aber oft wandelt sich das später in ein...."das war´s wert",
weil es die Möglichkeit eines unabhängigen neuen Anfangs brachte.
 
Die Vorgaben und der Druck eines -ewigen-Wachstums können auch hemmend sein

Hat aber weder etwas mit einer EU-Mitgliedschaft noch mit der Globalisierung zu tun, sondern ist ein Problem, dass sich aus dem jeweiligen Wirtschaftssystem ergibt. Und das hat sich in Großbritannien nicht geändert, lediglich die Rahmenbedingungen wurden angepasst. Wie sich das auswirkt werden wir sehen, oder auch nicht - das wird sich mit der zukünftigen Zusammenarbeit entscheiden.

Die Engländer sind nun frei von Abhängigkeiten und Vogaben durch EU und in ihren zukünftigen Wirtschaftsverhandlungen kann das
durchaus positiv durchschlagen

Wie frei sie von Abhängigkeiten und Vorgaben durch die EU sind wird sich zeigen, da augenscheinlich beide Seiten ein Interesse an einer weiter engen Zusammenarbeit haben könnte sich der Spielraum letztlich als doch nicht so groß herausstellen. Und wie du sagst, wie sich die Verhandlungsfreiheit nun wirklich auswirkt wird erst die Zukunft zeigen, das kann positiv sein, oder eben auch negativ. Es gibt gute Gründe, warum Ökonomen in der Summe letzteres für wahrscheinlicher halten - auf geringere Macht folgt geringerer Einfluss, damit kennt man in Großbritannien sich besonders aus.

Wie aber bereits geschrieben zeigt die Analyse vor allem, dass negative Veränderungen auf der Weltwirtschaftsebene nur bedingte Auswirkungen auf der persönlichen Ebene haben, weil es auf der einen Seite vor allem um gesteigerte Opportunitätskosten geht (die generell schwer wahrnehmbar sind), und auf der anderen Seite die Kompensationsfähigkeit der Gesellschaft durchaus Alternativen ermöglicht. Allerdings handelt es sich jeweils um kurzfristige Effekte, und das ist die Krux, denn für die Gesamtentwicklung sind die mittel- und langfristigen Effekte viel entscheidender. Bloß fällt deren Einordnung schwer, auch weil sie sich teilweise nur bedingt auf eine konkrete Ursache zurückführen lassen. Die schlimmsten Befürchtungen sind bisher nicht eingetreten, dass das Brexit-Lager dies nun als Grund zum feiern ansieht ist allerdings bezeichnend.
 
Das vergessene Drama in der Corona-Krise

Es war lange Zeit das Thema, das sämtliche Nachrichten gefüllt hat. Mittlerweile ist es fast in Vergessenheit geraten - Corona sei Dank. Es droht immer noch ein harter Brexit, wenn sich die Europäische Union und Großbritannien nicht in den Hauptpunkten näher kommen. Der Beginn der dritten Verhandlungsrunde steht bevor, und es sieht noch sehr düster aus. Die Briten scheinen nur bei Themen verhandeln zu wollen, wo sie Vorteile für sich sehen, andere Themen werden vernachlässigt. Es scheint fast so, als ob die Briten auf Zeit spielen, sich die Corona-Krise zu Nutzen machen wollen, und hoffen, dass die EU in Panik gerät und vielleicht vorschnell auf Forderungen der Briten eingeht, weil sie den harten Brexit und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten für viele Bereiche verhindern wollen. Es bleibt spannend...
 
Der eigentlich entscheidende Punkt versteckt sich im vorletzten Absatz des Berichts und weißt auf etwas hin, dass allen Beteiligten (vielleicht abgesehen von echten Brexit-Hardlinern, zu denen Johnson gar nicht zählt) schon seit Jahren bewusst ist: der Brexit ist eine Schnappsidee und kann kein gutes Ende nehmen. Im Endeffekt ist es eine einfache Gleichung: wenn der Verbleib in der EU hinsichtlich der Auswirkungen auf die Menschen, der Wirtschaft und der Gesamtentwicklung (also auch bei Themen wie Gesundheit und Bildung) noch immer die beste Lösung ist, werden die Folgen umso schlimmer, je weiter man sich von der EU entfernt. Umgekehrt geht es aber in der öffentlichen Wahrnehmung gleichzeitig darum, sich so weit wie möglich von der EU zu entfernen, um dem vermeintlichen Volkswillen Rechnung zu tragen. Die Regierung um Johnson ist dabei der tatsächliche Ausgang relativ egal, wichtig ist primär der Machterhalt (das hat er in der Vergangenheit mehr als einmal bewiesen). Aus diesem Grund geht es weniger darum, welchen Kompromiss man nun eingeht, sondern eher um die Frage, wie man diesen verkaufen kann. All die Versuche, die Situation und das immer wieder drohende Scheitern der Gespräche der EU in die Schuhe zu schieben sind eine Folge davon, nun tut sich mit Corona eine neue Möglichkeit auf, einen Sündenbock zu finden. Noch dazu einen, der garantiert nicht widerspricht.
Sofern der öffentliche Druck oder der gesellschaftliche Notstand nicht zu groß werden (und da es eine doch diversifizierte Medienlandschaft und bereits klare öffentliche Diskussionen gibt kann dieser tatsächlich groß genug werden) gibt es für Johnson keinen Grund, die Übergangsphase zu verlängern. Er sieht sich in einer Situation, in der er nicht verlieren kann. Es spielt gar keine große Rolle, ob die EU nun einbricht und den Briten Zugeständnisse macht, die weit über den eigenen Vorteilen liegen, oder ob sie hart bleibt und es zu einem entsprechend harten Brexit kommt, dessen Folgen man nicht von jenen der aktuellen Pandemie trennen kann.
 
Briten lehnen die Verlängerung der Brexit-Übergangsphase endgültig ab

Der Britische Staatssekretär für Kabinettsangelegenheiten, Michael Gove, hat bei den Verhandlungen mit der EU eine Verlängerung der Übergangsphase endgültig ausgeschlossen. Großbritannien werde laut seinen Aussagen am 1. Januar 2021 die Kontrolle zurücknehmen und wieder politisch als auch wirtschaftlich unabhängig von der EU werden. Trotz dieser Ansage signalisiert die EU durch den Vize-Präsidenten der EU-Kommission, Maros Sefcovic, dass sie für eine weitere Verlängerung offen sei. Man einigte sich darauf, dass ab Juli wöchentlich getagt werden soll, um die Brexit-Verhandlungen voranzutreiben. Spätestens Oktober muss das Konstrukt stehen, damit es noch parlamentarisch ratifiziert werden kann.

Was bezweckt Großbritannien damit? Ich glaube nicht, dass die EU bei ihren Forderungen bezüglich der Beibehaltung der EU-Sozial-/Umwelt- und Verbraucherstandards einknicken wird. Mal abwarten wie es weitergeht.
 
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