<span style="color:red"> Kommt die Katastrophe? Blackout auch in Österreich möglich! </span>
Unsicher duch hohe Belastungen
Experte: Österreichs Stromnetze an der Grenze der Belastbarkeit.
Österreichs Stromnetze, vor allem die Nord-Süd-Verbindungen, stehen teilweise an den Grenzen ihrer Belastbarkeit.
Das österreichische Stromnetz sei sicher gebaut, zum Teil aber zu 115 Prozent ausgelastet und daher nicht mehr sicher zu betreiben, sagte TU-Professor und Verbund-Aufsichtsratsmitglied Günther Brauner am Freitag vor Journalisten.
"Nur" 100 Prozent angestrebt
Das österreichische Übertragungsnetz sei durch hohe Belastungen unsicher. Die Messung von Unterbrechungen betreffe nur die Zuverlässigkeit des Systems. Sicher sei es erst wieder, wenn die Auslastung "nur" 100 Prozent betrage.
Ausfall knapp entgangen
Die großen "Blackouts" des heurigen Sommers in Nordamerika und Italien hätten Leistungsstörungen als Ursache gehabt.
In Österreich sei heuer im Sommer derselbe Störungstyp aufgetreten, als der Ausfall der 380-kV-Leitung Ungarn - Kroatien zu starken Überlastungen der 220-kV-Leitung Ternitz - Hessenberg geführt hatte und ein Ausfall nur knapp verhindert werden konnte.
Ausfall im Verkehr am teuersten
Die durchschnittlichen Kosten einer nicht gelieferten Kilowattstunde Strom errechnet Brauner für Österreich mit acht Euro. Für Industrie und Dienstleistungsbetriebe liegen sie dabei im Mittel bei zehn Euro, für einen Haushalt jedoch nur bei drei Euro. Am stärksten betroffen ist der Verkehr mit 20 Euro je nicht gelieferte Kilowattstunde.
"Sehr gefährlich"
Die Störungskosten pro Stunde liegen im 380-kV-Höchstspannungsnetz bei 40 Mio. Euro, im 110-kV-Netz sind es zwei Mio. Euro, bei einer 0,4-kV-Leitung 2.400 Euro.
Im Mittel- und Niedrigstspannungsnetz könne man es sich daher leisten, nur zuverlässig, aber nicht sicher zu sein. Transportnetze müssten allerdings sicher aufgebaut sein. Es sei "sehr gefährlich", die Netze an den Grenzen zu fahren, so Brauner.
Noch mehr Überlastungen prognostiziert
Die Leitungsüberlastungen würden in den nächsten Jahren zunehmen, erwartet Heinz Kaupa, Vorstand der Verbund-Netztochter Austria Power Grid (APG).
Einen Teil dazu beitragen werde auch der massive Ausbau der Windkraftkapazitäten, der vor allem im Norden und Osten des Landes stattfindet und eigentlich im Süden gebraucht wird.
Zwischen Überkapazität und Defizit
Die Nord-Süd-Verbindung in Österreich besteht derzeit aus drei 220-kV-Leitungen. Im Norden Österreichs erreichten die Erzeugungsüberkapazitäten derzeit bis zu 1.900 MW, während es im Süden zu Defiziten von bis zu 1.400 MW kommt, so Gerhard Christiner von der APG.
Die Sicherheitsgrenze bei der Übertragung von Norden nach Süden liege bei 1.200 MW. Im Winterhalbjahr werde dieses Limit an 72 Prozent aller Tage überschritten.
Windkraft zwingt zum Ausbau
Im Zuge des Windkraftausbaus würden bis 2005/2006 rund 1.000 MW ans Netz gehen, die derzeitige Maximalleistung liege bei 8.800 MW. Für den aus der Windkraft resultierenden Zusatzbedarf werden nach Einschätzung Brauners nicht nur der Verbund, sondern auch Landesenergieversorger wie die EVN ihre Netze ausbauen müssen.
Anbindungen an Tschechien und Ungarn
Der Verbund plant zudem einen Ausbau der Netze in Richtung Tschechien und Ungarn (Györ). Den Investitionsbedarf für den reinen Netzausbau bezifferte Kaupa mit zwölf bis 13 Mio. Euro.
Lücken müssen geschlossen werden
Beim dringend erforderlichen Lückenschluss der 380-kV-Leitung in der Steiermark rechnet der Verbund, sollte es zu keinen großen Verzögerungen mehr kommen, mit einer Fertigstellung im Jahr 2006.
Ende 2007 oder im Jahr 2008 könnte der erste Teil des 380-kV-Lückenschlusses zwischen Oberösterreich und Salzburg - der Teil von St. Peter nach Salzach - erfolgen.
Kosten wie dreistündiger Ausfall
Die Kosten für die Steiermark-Leitung liegen bei 130 Mio. Euro, jene für die gesamte Salzburg-Leitung bis Kaprun bei rund 300 Mio. Euro.
Ein dreistündiger Ausfall des Höchstspannungsnetzes entspreche in etwa den Kosten für den Lückenschluss der 380-kV-Leitung zwischen dem Südburgenland und der Steiermark.
Sollte der 380-kV-Lückenschluss nicht gelingen, sei eine Segmentierung des Marktes zu erwarten, so Kaupa. Kärnten, die Steiermark und Teile Salzburgs könnten dann zum Netzbereich Italien und Slowenien gehören. Die Preise würden dann enorm steigen.
quelle: orf.at