Bin vielleicht manchmal zu spontan...
Dann fasse ich mal meine Gedanken zusammen...
1.) Islam und Christentum werden nur schwer zur gegenseitigen Anerkennung kommen können, da der Islam die grundlegenden Lehren des Christentums als gotteslästerlich ansieht.
Für den Christen starb Gottes Sohn am Kreuz zur Vergebung der Sünden. Das ist zentraler Bestandteil christlichen Glaubens. Für einen Menschen muslimischen Glaubens ist das Gotteslästerung.
Hat sich schon jemand darüber Gedanken gemacht, ob diese Sichtweise für einen gläubigen Christen beleidigend sein könnte? Hat sich schon jemand darüber Gedanken gemacht, wie massiv der Vorwurf ist, dass das Christentum in seiner Grundaussage gotteslästerlich sein soll?
Wie würde wohl die Welt des Islam reagieren, wenn von christlicher Seite ein ähnlicher Vorwurf erhoben würde?
2.) Der Papst kann in seiner Rede sehr wohl misverstanden worden sein, was die Absicht seiner Reede angeht.
Der Papst wollte zum Ausdruck bringen, dass kein Glaube, keine Religion mit den Mitteln der Gewalt verbreitet werden darf.
Leider wurden vor Jahrhunderten sowohl das Christentum als auch der Islam mit Mitteln der Gewalt verbreitet.
Beide Religionsgemeinschaften verzichten heute auf Verbreitung des Glaubens mit Gewalt.
Das Chrsietntum toleriert Missionierung für den Islam, umgekehrt verbietet der Islam jegliche Missionierung für das Christentum. Da ist also das Christentum heute toleranter als der Islam.
Der Islam verbietet in seinen Ländern nicht nur jede Missionierung. Offenbar ist es in muslimisch bestimmten Ländern auch verboten, vom Islam zum Christentum überzutreten (Todesstrafe!). Selbstvcerständlich kann in christlichen Ländern jeder Christ, der das wünscht, vom Christentum zu einem anderen Glauben übertreten. Das wird nicht bestraft. Auch hier ist das Christentum heute toleranter als der Islam.
Wenn der Papst wirklich bewusst agressiv sein wollte, hat er sich nicht besonders geschickt angestellt. Hätte er die eine oder die andere Sure aus dem Koran zitiert, dann hätte er wirklich behaupten können, der Islam sei gewalttätig. Dann wäre seine Aussage viel allgemeiner, viel anti-islamischer gewesen.
3.) Der Islam erhebt den Anspruch, die einzig wahre Religion zu sein. Das tut auch das Christentum. Nur das Christentum duldet auch noch andere Religionen. So manch muslimisches Gotteshaus steht in christlichen Ländern. Mit der Erlaubnis, in Ländern des Islam christliche Kirchen zu bauen, sieht es ganz anders aus.
Da der Islam den Anspruch erhebt, absolut wahr zu sein, ist jegliche Kritik am Islam verboten. Ganz anders im Christentum: Schon seit Jahrhunderten gibt es in der christlichen Welt teilweise massive Kritik am Glauben. Die Bibel wird förmlich zerpflückt, nicht nur hinterfragt. Hat Jesus überhaupt gelebt? Vollbrachte er Wunder? War er in Wirklichkeit ein Magier? Was hat er wirklich gepredigt? Wollte er überhaupt so etwas wie eine Religion gründen?
Es gibt da eine erhebliche Diskrepanz: Im christlichen Abendland darf alles kiritisiert werden. In den Ländern des Islam ist jede Kritik am Islam, am Koran, absolut Tabu.
Die Frage ist: In wieweit übernehmen wir das Verbot, den Islam zu kritisieren? In wieweit verpassen wir uns selbst einen Maulkorb? In wieweit unterwerfen wir uns den Forderungen von islamischer Seite?
Forderungen gibt es da einige, zum Beispiel: Entschuldigung für die Kreuzzüge. Ich habe noch nie gehört, dass christliche Religionsführer gefordert hätten, der Islam müsse sich dafür entschuldigen, das muslimische Führer über Jahrhunderte hinweg Europa heimgesucht und grausam gewütet haben, vielleicht sogar noch effektiver als die Kreuzzügler im "Heiligen Land".
Historisch-kritische Auseinandersetzung mit dem Christentum ist in Ländern des Christentums seit Jahrhunderten Teil der Kultur. In Ländern des Islam ist eine historisch-kritische Auseinandersetzung mit dem Koran und dem Islam absolutes Tabu.
In wieweit unterwerfen wir uns diesem Tabu?
In den Ländern des Islam gibt es keine Kritik am Islam, wohl am Christentum, an der christlichen Kirche. Da wird der Papst mit Hitler verglichen. Solche absurde Behauptungen werden in den Raum gestellt. Dürfen sie kritisiert werden?
Ich habe den Eindruck, dass wir uns Kritik verkneifen. Und was geschieht - Morddrohungen gegen den Papst - Verständnis haben wir vor allem für die muslimische Seite. Der Papst mit seiner Rede ist Schuld!
Walter