ja, dann haben alle länder halt noch mehr schulden. alles egal, es geht um uns bitte. das ist das wichtigste.
Du kannst aber das eine nicht von dem anderen trennen. Mehr Schulden (so die überhaupt möglich sind, bei einigen Ländern wird es schwierig, siehe Italien) bedeuten auch langfristig höhere Ausgaben, also höhere Steuern UND Kürzungen im Haushalt, also weniger Geld auch für Bildung, Gesundheit und Sozialleistungen. Gleichzeitig reduzieren sich zunehmend die Einnahmen, je mehr Betriebe in wirtschaftliche Schieflage geraten, weil damit bei den noch gut dastehenden der Gewinn wegbricht und bei den schlecht dastehenden die gesamte Geschäftsgrundlage. Beides bedeutet Steuerausfälle, ein abermals größere Haushaltsdefizit und damit weitere Kürzungen. Wenn es also auch langfristig um uns, unsere Gesundheit und das System geht, dann muss zwingend auch die wirtschaftliche Komponente berücksichtigt werden, egal wie unpopulär das ist oder wie unverständlich das für manchen erscheint.
Das Virus soll mit der Wahrscheinlichkeit von 99 % vom Schuppentier ausgehen.
Die Meldung ist doch schon fast zwei Monate alt, und dem Bericht nach hat sich an den Erkenntnissen nichts geändert? Das Pangolin gilt als ein wahrscheinlicher Zwischenwirt, ist vermutlich nicht Ursprung des Erregers, es könnte auch noch einen weitere Zwischenwirt geben, allerdings braucht es noch weitere Ergebnisse um die Kette "zweifelsfrei" festhalten zu können. Siehe dazu auch:
Josef Settele vom Weltbiodiversitätsrat und der Nachhaltigkeitsforscher Joachim Spangenberg erklären die Zusammenhänge zwischen dem Verlust von Biodiversität und Pandemien.
www.riffreporter.de
Letzten Endes, wars dann wieder keiner, keinen trifft die Schuld, dabei triffts wohl alle.
In diesem konkreten Fall sieht es aktuell so aus (so muss man es ja formulieren, denn gesichert ist das noch nicht), dass der Erreger über illegal gehandelte Wildtiere auf den Menschen übertragen wurde. Dies ermöglicht uns nun natürlich mit erhobenem Zeigefinger moralisch darauf hinzuweisen, wie abscheulich das ist und es besser unterbunden werden muss, ohne dass wir persönlich irgendwelche Konsequenzen ziehen könnten. Während ich ersteres gar nicht in Frage stellen möchte (allerdings sind die Tiere bereits geschützt, der Handel verboten, lediglich die Kontrollen fallen noch zu gering aus, was dringend geändert werden muss), ist letzteres Teil des Problems. Denn dieser Fall hätte auch ganz anders entstehen können. Biologen warnen schon seit Jahrzehnten, dass der immer engere Kontakt mit Wildtieren beispielsweise aufgrund von immer weiter zurückgehenden Lebensräumen die Gefahr für die Übertragung von Krankheitserregern deutlich erhöht. Aus dem oben verlinkten Interview:
"Die Menschheit schafft geradezu die Bedingungen dafür, dass sich Krankheiten ausbreiten. Wir reduzieren die Barrieren zwischen dem Menschen und den Wirtstieren, in denen solche Viren natürlicherweise zirkulieren."
und weiter:
"Große Änderungen in der Landnutzung führen zum Verlust von Lebensräumen, was zu höheren Populationsdichten einiger Arten und auch zu mehr Kontakten zu Menschen führt. Die Arten, die überleben, ändern ihr Verhalten und teilen sich in zunehmenden Maße Lebensräume mit anderen Tieren und eben mit dem Menschen."
Während der Verzehr von Tieren das Eine ist, ist die exzessive Landnutzung das Andere. Und an dieser sind wir durchaus viel direkter beteiligt, etwa wenn es um Rohstoffe geht, die wir für unseren Lebensstil brauchen bzw. die andere brauchen, um unseren Lebensstil zu erreichen. Wenn es um die Schuldfrage geht, dann geht es immer darum, dass es niemand gewesen sein möchte. Du oder ich auch nicht, obwohl wir Produkte konsumieren, die mit dazu beitragen, das Risiko des Übergangs von Krankheitserregern auf den Menschen zu erhöhen bzw. diesen erst zu ermöglichen. Auch wenn diese Pandemie jetzt natürlich eine Steilvorlage für den Wildtierschutz ist und dies hoffentlich zum Anlaß genommen wird, strengere Maßnahmen einzuführen und flächendeckend umzusetzen, so ist es nicht verkehrt auch den eigenen Konsum zu reflektieren.