Nach langer Zeit, über ein Jahr ist es her, dass ich hier zuletzt etwas geschrieben habe, wie ich eben festgestellt habe, möchte ich mich noch einmal zu dem von mir eröffneten Thema zu Wort melden - und ich hoffe, mir nimmt niemand übel, dass ich deshalb den Thread wieder hochhole.
Wir sind inzwischen umgezogen, haben quasi alle alten Brücken abgebrochen, da die Situation für uns nicht mehr länger erträglich war. Für mich aus den geschilderten Gründen nicht, und für ihn nicht, weil er wegen meiner Panikattacken wohl kurz vor dem Durchdrehen war. Wir haben uns eine Wohnung in einiger Entfernung ausgesucht, und sind hier nun glücklich. Nun , ich kann mich nicht vollkommen freisprechen; bin immer noch sehr nervös, wenn wir abends im Wohnzimmer oder sonst wo sitzen und ich ein Geräusch ausmache, das ich nicht 100-prozentig zuordnen kann. Im Dezember, da waren wir hier noch ganz frisch und alles total neu, war es ganz schlimm: Ich musste mich erst an all die neuen Geräusche und das komplett neue Umfeld gewöhnen. Bin regelmäßig hochgeschreckt, wenn's mal im Haus oder anderswo irgendwo gepoltert hat, hab mich aber inzwischen recht gut dran gewöhnt und komme klar.
Es ist einfach… - Der Grund, weshalb ich mich hier noch einmal melde und euch mit meinen - wie viele hier offenbar meinten - "Spinnereien" nerve, ist folgendes: Mein Freund unternimmt ab und an noch Abstecher zu seinem, bzw. unserem alten Wohnort. Seine Familie liegt auf dem dortigen Friedhof begraben und er sucht ab und an noch die Nähe zu ihnen, was ich verstehen kann und respektiere. Manche Taue lassen sich einfach nicht kappen. Er ist so und ich möchte ihm dies nicht ausreden. Nur… Ich bin bis dato zweimal mitgefahren, das erste Mal widerspenstig unter Protest und ich bin auch die ganze Zeit im Auto sitzen geblieben. Dann das zweite Mal, weil ich mir eingestehen wollte, dass ich keine Angst haben muss, noch einmal, bzw. wieder an diesem Ort zu sein.
Dass ich zuletzt mit ihm hingefahren bin, ist nun knapp zwei Wochen her. Am Sonntag vor zwei Wochen war's, um genau zu sein. Dieses Mal bin ich mit ihm mit auf den Friedhof. Er meinte, es sei doch nun alles wieder gut und ich brauche absolut keine Angst mehr zu haben. Er würde auf mich aufpassen und mich beschützen, - was man(n) halt so sagt, in einer solchen Situation.

Als wir vor dem Grab standen, hielten wir kurz inne. Dann meinte er, er ginge mal eben Wasser am Brunnen holen, was für mich ok war. Als er weg war - das waren vielleicht 30 Sekunden oder so -, kam ich ins Grübeln und all das Erlebte kam wieder hoch. Plötzlich merkte ich, wie mich etwas am linken Arm, nein, an der linken Hand kniff. Ich hatte meine Hände in den Taschen meiner Jacke, also zog ich sie heraus, schaute nach - doch da war nichts. Als ich dann zu meinem Freund blickte, der bereits wieder auf dem Rückweg zu mir war, sah ich es: einige Meter hinter ihm, neben einem Baum vor der Kirche stand eine schwarze Gestalt, die ich nicht zuordnen konnte. Sie stand einfach regungslos da und schaute in meine Richtung. Ich schaute schnell zu Boden und ein paar Sekunden später war auch schon mein Freund bei mir. Ich ließ mir erst nichts anmerken, weil ich ja nicht wollte, dass er denkt, es ginge wieder los.
Wenig später, als er am Grab beschäftigt war, wagte ich einen weiteren Blick in Richtung Kirche. Doch da, wo ich vorhin noch ein schwarzes Etwas ausgemacht hatte, war nichts mehr, was mich wenigstens ein bisschen beruhigt hat. Doch ich wollte weg. Weg von diesem Friedhof und weg von diesem schlimmen Ort. Zu viele negative Erinnerungen kamen in mir hoch. Also sagte ich ihm, er solle sich doch bitte ein wenig beeilen, denn mir sei bitterkalt - was auch der Wahrheit entsprach. Tat er dann auch. Als er jedoch die Gießkanne zurück zum Brunnen brachte und ich ihm nachsah, sah ich sie wieder: diese schwarze Gestalt, die mich frappierend an jenes Etwas erinnert hat, dessen Anblick mich in unserem alten Haus immer und immer wieder heimgesucht hatte. Dieses Mal machte ich den Schemen allerdings nicht neben dem Baum an der Kirche aus, sondern hinter einem etwas näher gelegenen Grabstein. Ich drehte innerlich durch und ich hätte beinahe laut losgeschrien, wenn mir wegen meiner Aufgeregtheit nicht so unheimlich übel gewesen wäre. Ich wendete meinen Blick ab und schaute zu Boden; wartete nur noch drauf, dass mein Freund wiederkommt und wir in Richtung Auto aufbrechen konnten.
Der Weg dorthin war zwar nicht sonderlich lang, allerdings waren die vielleicht anderthalb Minuten die Hölle für mich. Ich hatte das Gefühl, uns würde jemand, bzw. etwas verfolgen. Hatte sogar einmal das Gefühl, ich sei von hinten berührt worden, wie als hätte mir jemand von meinem Nacken abwärts über die Jacke gestrichen. Gott, mir wurde fast schwarz vor Augen, solche Angst hatte ich! Dann saßen wir endlich im Auto, er ließ den Motor an und fuhr los. Und ich hatte erneut den Eindruck, eine schwarze Gestalt zu erkennen. Dieses Mal stand sie neben einem Grab direkt am Ausgang des Friedhofs und schaut mich an. Ich wusste, dass sie mich anschaut, ohne jedoch ein Gesicht oder etwas ähnliches zu erkennen. Ich wusste es einfach. Dann fing ich zu meiner Schmach an zu heulen und konnte ihm nicht mal erklären, wieso. Ich konnte es einfach nicht, weil ich "uns" nicht aufs Spiel setzen wollte. Und nun bin ich wieder hier und komme mit all dem nicht mehr klar.
Über mir bricht gerade alles zusammen.