Im Endeffekt ist das ein gutes Beispiel für das Funktionsprinzip von Prophezeiungen.
Die grundsätzliche geopolitische Situationen ist relativ klar, und daraus ergeben sich dann auch die grundsätzlichen strategischen Zielpunkte und Interessen einzelner Nationen. Wenn man den Startpunkt und das Ziel kennt, und zudem ein tieferes Wissen um die Strukturen hat, dann kann man erstaunlich präzise Ereignispfade aufstellen. Umso besser, je genauer eben jenes Wissen ist.
Tom Clancy hat mir mal erzählt, dass er genau so einen großen Teil seiner Handlung konstruiert, da der Realismus auch ein wichtiger Teil seiner Kompetenz darstellt und die Unterhaltung deshalb so gut funktioniert, weil sie eben so tatsächlich passieren könnte. Andere Autoren arbeiten im Endeffekt ähnlich, Analysten auch, wobei es denen weniger um Spannungskurven geht (es sei denn, es besteht Lobbybedarf), und letztlich eben auch die selbsternannten Propheten.
Realistische Handlungsstränge für die Ukraine zu konstruieren war nicht schwer, genauso wenig ist es schwer, Handlungsstränge für Weißrussland, dem Baltikum, aber auch dem südchinesischen Meer oder der Hindukusch zu konstruieren. Es besteht natürlich immer die Gefahr, dass es doch ganz anders kommt. Wie viele Bücher gibt es denn über die Ukraine und Russland, die ganz andere Entwicklungen erzählten?