Auf Grund der Urkundenlage und Kenntnisse der regionalen Geschichte und Ereignisse konnte der Nachweis des Eigentumsverhältnisses der Burg Lockenhaus im 13. und Beginn des 14. Jhd. geklärt werden, wobei der Volkssage „Die Templerbluthalle von Lockenhaus“ der Status einer Dichtung zugesprochen werden kann.
Betreffend der Baugenese gilt es anzumerken, daß bedauerlicherweise keine Publikationen über bautechnische und bauarchäologische Befunde aufzufinden waren und selbst die Frage, ob diesbezügliche Forschungen bisher vorgenommen wurden, muß weiterhin offen bleiben. Deshalb können lediglich Vermutungen über die ursprüngliche Entstehung getroffen werden.
Auch wäre eine Klostergründung im Zuge des Kolonisationswesen zu berücksichtigen. In der vorliegenden Literatur gelangte zur Erwähnung, daß die Festung bereits vor dem 13. Jhd. errichtet worden sein könnte und ursprünglich als Klosterfestung angelegt wurde. In unmittelbarer Nähe des „Castrum Leuka“ liegt die Gemeinde Pilgersdorf, deren Gründung als „Brunnaron“ sich auf das 9 Jhd. datieren läßt. Um das Jahr 1200 nannte die Liegenschaft eine beachtenswerte romanische Kirche ihr eigen, deren imposante Ruinen heute noch besichtigt werden können. Weshalb diese historische Liegenschaft, deren Rodungsbauern in einfachen Holzhütten lebten über eine massive Kirche verfügte, die eine Grundfläche von 320 m² einnahm, blieb bis heute ebenfalls ungeklärt.
Betreffend der Wahl des Bauorts wäre für weitere Überlegungen die allgemein bekannte mittelalterliche Praxis heranzuziehen, ehemalige heidnische Kultstätten der Kelten zu „christianisieren“, indem Sakralbauten an solchen, meist auf Hügelkuppen gestalteten Plätzen, errichtet wurden. Eine derartige Annahme könnte der Fund des sog. „Tabernakelsteins“ in der Burg Lockenhaus bieten, der hinsichtlich der Form, Darstellung und Bearbeitung jenen von keltischen Kultsteinen sehr ähnelt.
Die bauarchäologischen Besonderheiten, insbesondere die Architektur des Apsidenraum und des „Rittersaals“ des Castrum Leuka finden sich nicht nur in Festungen der Kreuzritter in Syrien und Palästina, sondern auch sehr häufig in den mittelalterlichen Klosterbauten, wie z.B. bei jenen der Zisterzienser. Auch deshalb ist die Annahme einer Baugenese von einer Klosterfestung in die nähere Betrachtung zu ziehen, welche die Kolonisation unterstützte und ein Bauwerk schuf, dessen Architektur noch Jahrhunderte später in stiller Zeugenschaft darüber berichtet.