Hallo zusammen,
ich habe vor einigen Jahren ein ziemlich erschreckendes und einprägsames Erlebnis gehabt, an dem ich euch teilhaben lassen möchte. Teils wegen des Gruselfaktors aber zum Großteil wegen des "guten Endes".
Also - es war 2003. Ich lag mit meiner damaligen Freundin im Haus ihrer Eltern im Bett und war am einschlafen. Kurz zuvor hatten wir ein heißes Bad genommen und auch ein Gläschen Sekt getrunken.
Als ich also kurz vor dem Einschlafen bin, werde ich mir bewusst, dass ich noch nicht ganz im Reich der Träume, aber auch nicht mehr ganz wach bin. Das ist an sich schon ein seltsamer, aber nicht erschreckender Umstand.
Als ich mich dann aber im dunklen Zimmer umschaue - nur mit den Augen - entdecke ich in der geöffneten Tür einen komplett in schwarz gekleideten Mann. Er trägt einem Mantel und einem großen Schlapphut und schaut mich an und grinst breit. Man kann nur die weißen Augen und die weißen Zähne sehen. (Trotz des angekündigten guten Endes bekomme ich grad wieder etwas Gänsehaut)
Ich will ihn also ganz heldenhaft aus dem Zimmer verjagen und zu ihm sagen "verschwinde". Allerdings kommt kein Ton über meine Lippen - so sehr ich mich auch anstrenge. Alternativ dachte ich mir - dann zeig ihm doch einfach, wohin er gehen soll - aber auch meine Arme waren wie gelähmt. Ich hatte einfach keine Chance, ihn zu vertreiben. Ich habe mich dann so lange angestrengt, bis ich aufrecht im Bett saß und der Mann weg war.
Meine Freundin ist wach geworden und hat mich gefragt, was los war und ich habe ihr nur geantwortet, ich hätte schlecht geträumt. Ich wollte sie selbstverständlich nicht ängstigen.
Am nächsten Morgen beim Frühstück habe ich es ihr dann erzählt und sie hat sehr gespannt zugehört.
Sie meinte, dass ihre Schwester - die das Zimmer nebenan bewohnt hat - mal etwas ähnliches erlebt hat. Es war ein schwarzer Mann in ihrem Zimmer, der sich auch auf die Bettkante gesetzt hat. Er hat sie aber nicht berührt und nichts gemacht, als da zu sitzen ... und scheinbar zu warten. Seit dem schlief ihre Schwester mit dem Rücken zur Tür (sowas könnte ich nie - da wäre ich zu paranoid).
Wie dem auch sei ... ich hab das einfach als abgeschlossenes Kapitel betrachten wollen. Aber wenn man so ein Erlebnis hat, bei dem man sich nicht bewegen kann, nichts tun kann ausser zuzusehen, versetzt das einen schon in Panik. Es ist ähnlich wie wenn man im Halbschlaf das Gefühl hat, aus dem Bett zu fallen oder vor jemandem davon laufen muss und keinen Millimeter voran kommt.
Wie dem auch sei - ich hatte dann einige Zeit Ruhe... habs auch auf meine Medikamente geschoben (ich habe hohen Blutdruck und habe damals Betablocker genommen), weil hier als sehr seltene Nebenwirkung steht, dass Halluzinationen auftreten könnten.
Die Medikamente hatte ich inzwischen gewechselt, doch die seltsamen Erscheinungen wie das Gefühl, jemand ist im Zimmer und ich kann nicht nachschauen, wo und wer oder was das ist sind wieder aufgetreten. Das schlimmste für mich war dann, als ich geträumt habe, jemand drückt mir ein Kissen ins Gesicht und ich kann nichts dagegen tun. Als ich davon erwacht bin, habe ich tatsächlich immer noch keine Luft bekommen und erst als ich ins Bad gerannt bin und versucht habe, zu husten, ging es wieder mit atmen.
Ich habe mich dann ausführlich mit dem Thema "Schwarzer Mann" beschäftigt und auch mit dem gelähmt sein und möchte euch an meinen Erkenntnissen teilhaben lassen.
Allgemeinhin geht die Figur des schwarzen Mannes auf die Pest-Doktoren im Mittelalter zurück. Die Kleidung - welche bei den meisten Beschreibungen zumindest essentiell ähnlich ist - ist immer ein schwarzer Mantel und ein schwarzer Hut. Auch daß nur die Augen sichtbar sind, ist nachvollziehbar, denn die Doktoren hatten eine rabenähnliche Maske auf, bei der nur die Augen offen lagen. Soviel zum geschichtlichen.
Die Erscheinung in unserer Zeit wird niemals direkt mit negativen Geschehen in Verbindung gebracht - ganz im Gegenteil: der schwarze Mann warnt durch seine Anwesenheit vor Unglück. Er steht auch immer nur da und beobachtet.
Das sind - zusammengefasst meine Erkenntnisse zum schwarzen Mann. Die Lähmungserscheinungen haben meist eine rein biologische Ursache, die als Schlafparalyse bezeichnet wird. Schlafparalyse ist ein Zustand, in dem der Körper komplett schläft, der Geist aber wach ist. Das bedeutet auch, dass die Augen geschlossen sind - alle Muskeln sind im Schlafmodus.
Die Wahrnehmung, die man hat, wenn der Geist zu früh erwacht, ist Fantasie. Man hat sein Umfeld vor dem Einschlafen noch vor dem geistigen Auge und fantasiert Dinge hier hinein.
Das klingt nun zwar sehr trivial, ist aber ein unglaublich interessanter Einstiegspunkt in aktives Träumen. Man kann - wenn man sich dessen bewusst ist - seine Träume in jeder Art beeinflussen.
Dieses bewusste Träumen habe ich das erste mal unbewusst gemacht. Ich habe mich - als ich wieder das Gefühl hatte, etwas böses und gefährliches wäre in meinem Schlafzimmer - mit aller Kraft gezwungen aufzustehen und bin zum Wandschrank (mit Spiegel) gelaufen ... oder besser: ich habe mich dorthin geschleppt. Meine Beine waren wie aus Blei.
Als ich am Spiegel angekommen bin, habe ich Grimassen geschnitten, die dann so verzerrt waren, dass ich mir auch im Traum darüber klar war, dass ich nicht wach sein kann. Und ab dem Zeitpunkt war alles in Ordnung. Ich habe seit dem die Kontrolle darüber, wann ich aufwachen will.
Dieses Vorgehen nennt man im Zusammenhang mit aktivem Träumen Realitätstest. Den sollte man im richtigen Leben auch ab und zu machen, um sich das Vorgehen einzuprägen. Man kann zum Beispiel einen Satz in einem Buch lesen und gleich darauf denselben Satz nocheinmal. Wenn dann dasselbe noch da steht, kann man davon ausgehen, dass man wach ist. Wenn der Satz sich ändert, träumt man mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit. Auch Lichtschalter bedienen kann als Realitätstest dienen.
Nun ja - das war alles recht pragmatisch denke ich. Alles in allem war aber eben dieses Pragmatische mein gutes Ende. Der schwarze Mann war eine Erscheinung innerhalb eines Traumes und meine Lähmung damals nennt man Schlafparalyse. Beides ist kein Grund zur Beunruhigung sondern sind im Gegenteil sogar ein Zeichen einer sehr ausgeprägten Fantasie.
Was die Schwester meiner damaligen Freundin kann ich selbstverständlich nicht sagen, um was es sich da gehandelt hat.
... vielleicht doch ein wenig Spuk?
Danke fürs Lesen und ich hoffe, dass der eine oder andere durch meinen Erfahrungsbericht auch eigene Erlebnisse erklären kann.
Dennis