Die Rückkehr des Wolfs in Deutschland
Einst besiedelten die anpassungsfähigen Wölfe die gesamte nördliche Hemisphäre und die unterschiedlichsten Lebensräume. In vielen Regionen wurde der Wolf, seit dem Mittelalter dämonisiert und als blutrünstige Bestie verschrien, systematisch bejagt und in Deutschland im Jahr 1904 schließlich ausgerottet. Fast 100 Jahre vergingen, bis sich im Jahr 2000 wieder ein erstes Wolfspärchen aus Polen in Ostdeutschland angesiedelt hatte und Junge bekam. Derzeit gibt es in Deutschland mit etwa sechs Rudeln und einem weiteren Wolfspaar insgesamt wieder ca. 40-50 Wölfe, die vorwiegend in Sachsen und Brandenburg sowie vereinzelt in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen Anhalt, Schleswig-Holstein und Niedersachsen vorkommen. Zusammen mit den wenigen Wolfsrudeln in Westpolen zählen sie zu der deutsch-westpolnischen Population – der kleinsten Wolfspopulation in Europa. Wiederholt hielten sich einzelne Wölfe auch in Bayern auf - über die Schweiz wanderte zuletzt im Frühjahr 2010 ein Wolf in Süddeutschland ein. In Sachsen, Brandenburg und Bayern gibt es inzwischen Managementpläne für den Wolf, um sich auf eine dauerhafte Wiederbesiedlung der grauen Räuber vorzubereiten. Sogar in Nordrhein-Westfalen und Hessen wurden einzelne Wölfe nachgewiesen. Die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland ist ein großer Erfolg für den Naturschutz und. es ist jetzt an uns, das Zusammenleben mit ihnen wieder zu erlernen!
Der WWF arbeitet seit einigen Jahren an Projekten zur Rückkehr der Wölfe in verschiedenen europäischen Ländern und entwickelt Maßnahmen mit Behörden und anderen Organisationen für die Art. Da sich die Tiere nicht an geographische Ländergrenzen halten, etablierte der WWF 1995 ein europäisches Netzwerk von Wissenschaftlern und Experten zum systematischen Austausch von Erfahrungen im europäischen Wolfsschutz. Was alle gleichermaßen zu berichten wissen, ist, dass die alten Vorurteile gegenüber dem grauen Jäger nach wie vor in den Köpfen der Menschen verankert sind. Daraus resultiert eine der wichtigsten Aufgaben für den WWF: Die Aufklärungsarbeit und Akzeptanzschaffung.
Der WWF möchte dazu beitragen, dass der Wolf in Deutschland als Bestandteil der heimischen Fauna akzeptiert wird. Wölfe sind in ihren Lebensraumansprüchen sehr flexibel. Auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz, wo Wölfe nur wenig gestört werden oder in Schutzgebieten in der Uckermark, die der WWF mit betreut, ist eine dauerhafte Besiedlung durch den Wolf relativ unkompliziert. Das ist in Gegenden, in denen Menschen leben und Nutztiere halten, nicht immer der Fall. Vor allem Schafhalter wehren sich oft gegen die Rückkehr des Wolfes, da ihre Tiere für Wölfe eine einfache Beute darstellen. Den Konflikten zwischen Wölfen und Nutztierhaltern vorzubeugen, beispielsweise durch die Erleichterung der Zugänglichkeit zu Herdenschutzmaßnahmen steht ganz oben auf der Agenda des WWF. Deswegen finanzierte der WWF Deutschland in Brandenburg 2009 ein Pilotprojekt mit mobilen Herdenschutzeinheiten.
Flächenschutz, Zusammenarbeit mit Nutztierhaltern, Gespräche mit der betroffenen Bevölkerung und Interessensvertretern, Umweltbildungsaktionen an Schulen, Öffentlichkeitsarbeit über die Medien und natürlich auch langfristig angelegte Managementpläne – all diesen Aufgaben widmen wir uns und möchten dies zukünftig auch verstärkt in Deutschland und den Nachbarländern tun.